Codex Engelberg 314
D. Vellard, E. Bonnardot, G. Türk, Schola Cantorum Basiliensis





medieval.org
Deutsche Harmonia Mundi (BMG) RD 77 185
1986, p. 1991
1995: dhm (BMG) "Baroque Esprit" 05472 77 431 2
2009: dhm SONY 8 86975 68792 3





MUSIK DES SPATEN MITTELALTERS
Gesänge aus dem Codex 314 der Stiftsbibliothek Engelberg


MUSIC OF THE LATE MIDDLE AGES
Chants from the Codex 314 from the library of Engelberg monastery






1. Inter natos mulierum ~ O Johannes doce nos  [2:33]
Motette auf Johannes den Täufer — fol. 137v

2. Hertz vnd sinne muege dich  [4:14]
„Ein lied von vnser frowen“ — fol. 5r

3. Alleluia, v. O Maria rubens rosa  [3:24]
auf Maria — fol. 101v

4. Unicornis captivatur  [3:47]
Conductus für die Osterzeit — fol. 150v

5. Vrœt ùch alle geloubigù lùte mit Schalle  [3:18]
deutsche Fassung des „Letabundus“ — fol. 89r

6. Ad decus ecclesie recitatur hodie
Lectio libri apocalipsis Iohannis apostoli  [4:44]
farsierte Lesung zur Kirchweih — fol. 98v

7. O Maria rubens rosa, mater ineffabilis  [3:13]
Conductus — fol. 175v

8. Kyrie fons bonitatis  [4:03]
folio 94v

9. Veni sancte spiritus illustra cecam mentem  [2:27]
Rondellus zu Pfingsten — fol. 168r

10. Salve pater ~ Exaudi nos  [2:30]
Motette auf den heiligen Geist — fol. 141r

11. Procedentem sponsum de thalamo  [1:19]
Benedicamus — fol. 127r, 180v

12. Illibata virgo casta ~ Egregia sponsa Cristi  [2:10]
Motette auf Maria — fol. 135v

13. Alleluia, v. Inclite dux BenedicteBenedicte merita  [5:07]
Alleluia und Sequenz auf St. Benedikt — fol. 34r

14. Dominus vobiscum Sequentia sancti evangelii secundum Lucam
In illo tempore ingressus Ihesus  [4:36]
Evangeliumslesung nach Luk.19,1-10 — fol. 113r

15. Media vita in morte sumusAch homo perpende fragilis  [4:05]
tropierte Antiphon — fol. 87v

16. Alma redemptoris mater / Marie virginis fecundat viscera  [3:44]
tropierte Antiphon — fol. 83r

17. Lobt all zungen des eren richen gottes  [2:55]
deutscher Text zum „Pange lingua“, dem Mönch von Salzburg zugeschrieben — fol. 10v

18. Congaudeat turba fidelium  [1:47]
Benedicamus zur Weihnacht — fol. 180r




Ausführende | Performers:
Dominique Vellard, Emmanuel Bonnardot, Gerd Türk

CHORALENSEMBLE DER SCHOLA CANTORUM BASILIENSIS
Ulrich Pfeifer, Georg Senn, Willem de Waal
Leitung | DirectionDominique Vellard und | and Wulf Arlt



Ⓟ 1991, harmonia mundi, D-7800 Freiburg
© 1991, Schola Cantorum Basiliensis
Aufnahme | Recording — Pere Casulleras
Aufgenommen | Recorded — 3.-6.III.1986, Kirche Ottmarsheim/Elsaß F
Kommentar | Liner notes — Prof. Dr. Wulf Arlt
Übersetzungen | Translations:
Marie-José Brochard, Thomas Drescher, Roger Harmon, Mary O'Neill, Dominik Sackmann, Dr. Lorenz Welker, Byword/London.
Titelseite | Front cover illustration:
Stiftsbibliothek Engelberg, Codex 60 illustrierter lateinischer Psalter, ca. 1330, fol. 16r:
„Als unser here gewaltlich ze der helle vuor“.
Redaktion:
Dr. Lorenz Welker, Thomas Drescher (SCB)
Dr. Jens Markowsky (dhm)
All right reserved

Die Choralschola der Schola Cantorum Basiliensis

Das Manuskript aus Engelberg vereint in seinem Repertoire zwei Stilrichtungen, eine vollständig deutsche und eine deutsche im Spiegel französischer Tradition. Dies führte zu unserem Bemühen, Interpreten beider Richtungen, der deutschen und der französischen, zu vereinen, wobei jeder die Kennzeichen seiner Kultur beibehält, sei es in Aussprache oder Akzentuierung des Lateinischen oder im stimmlichen Timbre.

Die Solisten und Mitglieder der Schola dieser Aufnahme haben im Rahmen ihrer Aktivitäten an der Schola Cantorum Basiliensis oder beim Ensemble Gilles Binchois regelmäßig Gelegenheit, zusammen zu musizieren. Dominique Vellard, Lehrer an der Schola Cantorum Basiliensis und am Conservatoire National Supérieur de Musique in Lyon ist gemeinsam mit Wulf Arlt, Professor für Musikwissenschaft an der Universität Basel, für die Leitung dieser Aufnahme verantwortlich.


The "Choralschola" of the Schola Cantorum Basiliensis

We associate two repertoires with the Engelberg Manuscript; the one strictly Germanic, and the other German but with French influence. It is our purpose to bring the two interpretations together, each retaining its particular qualities such as Latin pronunciation and accentuation.

The soloist and the members of the Schola brought together for this recording rehearse medieval music regularly at the Schola Cantorum Basiliensis and are the heart of the Ensemble Gilles Binchois. The artistic direction of this recording is by Dominique Vellard, who teaches at the Schola Cantorum Basiliensis and the National Conservatory of Music in Lyon, and by Wulf Arlt, professor of musicology at the Basel University.








English liner notes



Musik des späten Mittelalters aus dem Kloster Engelberg

Noch 1365 berichten die Annalen des Benediktinerklosters Engelberg von den Folgen der großen Pest, als der einschneidenden Erfahrung um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie hatte auch im abgelegenen Schweizer Bergtal am Fuße des Titlis tiefe Spuren hinterlassen. Ungebrochen aber war das besondere Interesse für Dichtung und Musik, das sich früh schon in den Handschriften des im 12. Jahrhundert gegründeten Klosters spiegelt. So arbeiteten in den Jahren um 1372 gleich vier der wenigen Mönche, die damals im Kloster lebten, an einer entsprechenden Sammlung. Sie wurde von einem unter ihnen, dem späteren Abt Walter Mirer, bis in die Zeit um 1400 fortgesetzt und ist noch heute im umfangreichen Codex 314 der Bibliothek des Klosters erhalten.

Die Sammlung dieser Engelberger Mönche bietet einen einzigartigen Einblick in die Vielfalt und Eigenart der Musik jener Zeit aus dem deutschen Sprachbereich. Sie enthält auch deutsche Texte, und sie zeigt mit den verschiedensten Formen lateinischer Gesänge, wie man damals den Gottesdienst im ein- und mehrstimmigen Klang festlich erweiterte.

Auf den ersten Blick und zumal im Vergleich mit der modernen Kunst des 14. Jahrhunderts aus Frankreich und Italien scheint vieles an diesem Repertoire rückwärts gewandt. Tatsächlich lebten gerade in den alemannischen und süddeutsch-österreichischen Klöstern ältere Praktiken fort. Zu ihnen gehörte eine einfache Mehrstimmigkeit, die an sich der Aufzeichnung nicht bedurfte und erst in solchen Quellen aus dem späten Mittelalter in die Schrift fand. Gleichzeitig aber nahm man neue Aspekte der Gestaltung auf und verband Alt und Neu in eigener Weise. Das bestimmt einen Reichtum der Kunstformen und des Klangs, wie er in den Engelberger Gesängen beispielhaft — und in dieser Weise zum ersten Mal wieder — lebendig wird.

Die Texte nehmen die Themen der großen Feste des Kirchenjahres auf. Sie gelten der Kirchweih (#6) oder auch dem Gründer des Ordens (#13). Vor allen anderen aber wenden sie sich an Maria, als die Mutter Gottes. Und ein Grundzug der musikalischen Formulierung besteht darin, daß sie in immer wieder anderer Weise die Worte und Aussage des Textes in den Vordergrund treten läßt: im strophischen Lied wie in den weit angelegten Tonfolgen der Alleluia-Melodien des späten Mittelalters, im zweistimmigen Klang wie in der Verbindung ein- und mehrstimmiger Abschnitte und in der kunstvollen Form der Motette selbst beim gleichzeitigen Vortrag zweier Texte.

Ein anschauliches Beispiel für diese Ausrichtung auf den Textvortrag bietet gleich die erste Motette. Ihre musikalische Anlage entspricht einem Strophenlied mit variierter Oberstimme. In der Unterstimme, O Johannes, doce nos, erklingt fünfmal und in einer regelmäßigen Gliederung, die mit den vier Versen dieses Textes übereinstimmt, der Anruf „O Johannes, lehre uns“. Der wesentlich längere Text der Oberstimme, Inter natos mulierum, nimmt diese Aussage erläuternd auf und bindet sie mit der liturgischen Schlußformel „in Ewigkeit Amen“ in die Situation der Sprechenden ein. Allerdings ist er sehr viel freier und nur ansatzweise strophisch gegliedert. Und wie die untere Stimme im Text die Grundlage der oberen bildet, so bestimmt ihre einfache und einprägsame Melodie den musikalischen Rahmen für den freieren Vortrag der Oberstimme nach der Gliederung ihres Textes — mit dem Kunstgriff, daß sich beide Texte weitestgehend gleichzeitig verfolgen lassen.

In anderen Gesängen geschieht diese Vergegenwärtigung eines Textes durch einen zweiten, als ein weit zurückreichendes Prinzip musikalisch-liturgischer Gestaltung, nicht gleichzeitig sondern durch eine „tropierende“ Einfügung und mit verschiedenen musikalischen Verfahren. So wechseln im Media vita (#15) und im Alma redemptoris mater (#16) die Abschnitte der chorisch vorgetragenen Gesänge mit solistischen Strophen ab, in denen die Aussage dieser beiden Antiphonen des hohen Mittelalters aufgenommen ist: beim Media vita mit der eindrücklichen Klage Ach homo perpende und beim Alma redemptoris mater mit einem Lied, das vom Wunder der Geburt durch Maria spricht. Eine weitere Form solcher Ergänzung bietet die „farsierte“ Lesung zur Kirchweih (#6). Hier trägt ein Solist den Grundtext vor, den ein zweiter einleitet und mit kurzen Abschnitten unterbricht. Der rasche Wechsel und die je andere musikalische Gestaltung — rezitierend im Lesungstext und nach einem komplexeren Modell in der Ergänzung — bestimmen den dramatischen Grundzug dieser Erweiterung. Ihm entspricht in einer zweiten Lesung (E) die eindrückliche Inszenierung eines Textes allein mit den Mitteln der Musik dadurch, daß (nach einer Einleitung) die Abschnitte von drei Sängern vorgetragen werden: jeweils von einer tiefen zur hohen Lage aufsteigend und dann im mehrstimmigen Klang.

Andere Formen des Wechsels zwischen Solisten und Chor bieten die beiden Alleluia-Kompositionen (#3 und #13). Daß sie erst im späten Mittelalter entstanden, zeigt schon die sprachliche Gestaltung ihrer von Solisten gesungenen „Verse“ in der reimgebundenen Strophe. Gleiches gilt für die Sequenz zum Alleluia auf Benedictus (#13). Denn auch hier ist die ältere Kunstform, bei der je zwei gleich gebaute Textabschnitte auf dieselbe Tonfolge vorgetragen werden, im Text wie in der Melodie strophisch formuliert. In einem kleinen Rondellus zum Pfingstfest schließlich (#9) begegnet die aufs Tanzlied zurückgehende Wiederholungsform des weltlichen Rondeaux, in der Solist und Chor zu den beiden Melodieabschnitten des Refrains (AB) verschiedene Texte vortragen (mit kleinen Buchstaben für die neuen Texte des Solisten: ABaAabAB).

Manche dieser Gesänge begegnen zum ersten Mal schon ein oder zwei Jahrhunderte früher und vor allem, wie die farsierte Lesung (#6), in französischen Quellen, deren Repertoire in den deutschen Sprachbereich übernommen wurde. Andere, wie die Motetten, die Erweiterung Marie virginis fecundat viscera zur marianischen Antiphon (#16) oder auch der kleine Rondellus, sind offensichtlich im süddeutsch-alemannischen Gebiet entstanden und zum Teil nur aus Engelberg überliefert. Unverkennbar vom eigenen Ton der Musik des späten Mittelalters und zumal aus diesem Bereich geprägt sind vor allem die Lieder. Das gilt in besonderer Weise für das einstimmige O Maria, rubens rosa mater (#7), dessen Bezeichnung „Conductus“ auf einen Vortrag im Kontext liturgischer Lesungen verweist, oder auch für Unicornis captivatur (#4), als einen weiteren Gesang dieser Gattung, bei dem schon die Aufzeichnung der zweiten Stimme die Herkunft aus einer schriftlosen Praxis des mehrstimmigen Singens erkennen läßt. Die Vergleiche dieses Textes nehmen eine weit zurückreichende Tradition auf, in der die Erscheinungen der Natur aus einer christlichen Symbolik verstanden und zumal unter heilsgeschichtlichem Aspekt interpretiert werden.

Einen eigenen Akzent setzen die deutschen Texte, für die der Engelberger Codex eine der ältesten Quellen darstellt. Nur hier erhalten ist das um 1372 aufgezeichnete Vroet ùch alle geloubigù lùte mit schalle (#5). Mit ihm erschloß man sich in einer Nachdichtung des Letabundus exsultet fidelis chorus, eine besonders gelungene französische Sequenz des 11. Jahrhunderts, die rasch schon international verbreitet war. Die beiden anderen spiegeln das besondere Interesse Walter Mirers am deutschen geistlichen Lied. Er war seit 1377 im Auftrag des Klosters als Pfarrer in Küßnacht am Rigi tätig. Hier gelangte er schon erstaunlich früh an Texte, mit denen der sogenannte „Mönch von Salzburg“ in jenen Jahren lateinische Gesänge ins Deutsche übertragen hatte. Zu ihnen gehört Lobt all zungen (#17) nach dem Hymnus Pange lingua gloriosa. Und kurz nach seiner Wahl zum Engelberger Abt (1398—1420) zeichnete Mirer in Hertz und sinne muege dich (#2) eines der schönsten neuen Lieder „von unser frowen“ auf.

Daß sich Alt und Neu in diesen Gesängen so überzeugend zu einem Ganzen fügen, beruht nicht zuletzt auf den weit zurückreichenden Grundlagen der musikalisch-liturgischen Gestaltung im Vortrag eines Textes aus den klanglichen Gegebenheiten der Kirchentonarten. So schließt unsere Auswahl mit einem kleinen Lied, Congaudeat turba fidelium (#18), dessen einstimmige Melodie in die Jahre um 1100 zurückreicht. Wie damals in Frankreich, so beschloß es auch im Engelberger Kloster eine der täglichen Gebetszeiten, aber nun in einer zweistimmigen Formulierung und im eigenen Klang jener Musik des späten Mittelalters aus dem deutschen Sprachbereich.

Wulf Arlt






MUSIC OF THE LATE MIDDLE AGES FROM THE ENGELBERG MONASTERY

The records for 1365 in the annals of the Benedictine Monastery at Engelberg speak of the Black Death as the greatest upheaval of the mid-fourteenth century. It had certainly left a deep mark on the remote Swiss valley at the foot of the Titlis. Nevertheless, the particular interest in poetry and music, manifest at an early stage in manuscripts from this twelfth-century monastery, was maintained. Thus, in the years around 1372 no less than four monks of the small community resident in the monastery at the time were working together on such a collection. Work on this collection was later resumed in the period around 1400 by the Abbot Walter Mirer; it is now preserved in Codex 314 of the Engelberg Monastery Library.

This collection by the Engelberg monks offers a unique insight into the nature and diversity of the music of the German-speaking world at that time. It includes some German texts, and through its variety of Latin song shows how the Mass was expanded with monophonic and polyphonic music on festive occasions. At first sight, many aspects of this repertoire appear somewhat conservative, particularly in comparison with the modern art then practised in fourteenth-century France and Italy. Older practices did in fact survive in the monasteries of the Austrian and South-German realms. These include a simple type of polyphony which did not require notation and is found in written form only in such late medieval sources as this codex. At the same time, however, new techniques were adopted, and new and old elements were combined in a distinctive way. The result is that a wealth of art-forms and music, as exemplified for the first time in the Engelberg songs, has survived.

The themes of the texts relate to the important feast-days of the church year, including the dedication day (#6) and the feast-day of St. Benedict, the founder of the order (#13). Most frequently, however, they turn to the subject of Mary, the Virgin Mother of God. One of the principal characteristics of the music lies in the constantly varied manner in which the words and message of the text come to the fore: whether by wide-ranging, melismatic settings in the style of the late medieval Alleluia melodies as in the strophic song; by the combination of monophonic and polyphonic sections, as in the two-part pieces; or by the simultaneous performance of two texts as in the highly skilful art-form of the motet.

A vivid example of the orientation towards text presentation is provided by the first motet. With regard to the musical form it shows the features of a strophic song with a varied upper part. In the lower part, the exhortation O Johannes, doce nos (0 Johannes, teach us) is repeated five times in regularly constructed sections, both in the music and in the text. The substantially longer text of the upper part, Inter natos mulierum, elaborates on this statement and incorporates it into a liturgical context by the use of the liturgical closing formula ‘for ever and ever, Amen’. Admittedly, it is much freer and is not systematically structured in strophic form. Just as the text in the upper voice takes that of the lower voice as its point of departure, so too does the simple and memorable melody of the lower part establish the musical framework for the freer declamation of the upper part according to the construction of the text. The piece is structured in such a way that both texts can, to a considerable degree, be followed simultaneously.

In other songs the text is rendered by recourse to an old liturgico-musical principle: that of a ‘troped’ interpolation involving different musical procedures. Thus, the messages of the two antiphons of the High Middle Ages, Media vita (#15) and Alma redemptoris mater (#16), are assimilated within settings where choral sections alternate with solo strophes: in Media vita with an impressive lament Ach homo per-pende, and in Alma redemptoris mater with a song concerning the miracle of the Immaculate Conception. A further form of expansion is found in the ‘farced’ reading for dedication day (#6). Here, one soloist performs the basic text, while a second introduces and interrupts it intermittently with short sections. The rapid exchange and the contrasting musical setting — from the reciting style in the text of the reading to the more complex structure of the interpolated material — underline the dramatic character of the expansion. An analogous effect is achieved in a second reading (#14) where a single text is enacted through the medium of music: here (after an introduction) the sections are performed by three singers, the first commencing in a low register, the second voice entering at a still higher register, after which all three
voices finally come together.

Other forms of alternation between soloists and choir are found in the two Alleluias (#3 and #13). It is clear from the linguistic style of the solo sung ‘verses’ in the rhymed-strophes that these compositions date from the late Middle Ages. The same is true of the Alleluia sequence for St. Benedict (#13). Here, a traditional art-form is used, in which two similarly constructed sections of text are set to the same melody, and both text and music are cast in strophic form. Finally, there is an echo of the dance-song and the repetitive form of the secular rondeau in a short rondellus for Pentecost (#9), where the soloist and choir perform different texts to the two melodic sections of the refrain (AB) (the new texts of the solo part are represented in small letters, thus: ABaAabaAB).

A number of these pieces are found in manuscripts dating from one to two hundred years earlier, most frequently in French sources (as, for instance, the ‘farced’ reading (#6), a repertoire which was adopted in the German-speaking areas. Others, such as the motets, the interpolation Marie virginis fecundat viscera in the Marian antiphon (#16), and the short rondellus obviously originate in the South-German/Alemannic area. Some of the pieces within this repertoire are transmitted via Engelberg alone. The songs in the collection are unmistakedly stamped with the characteristic sound of the music of the late Middle Ages, and particularly of this region. This is especially true of the monophonic O Maria, rubens rosa mater (#7), designated as a ‘conductus’ and thus to be used in connection with liturgical readings, and of Unicornis captivatur (#4), a further song of this genre, in which certain palaeographic features of the notation of the second voice reflect its origins in a notationless polyphonic practice. The pictorial language used in this latter text derives from an old tradition, in which the manifestations of nature are to be understood in the context of Christian symbolism and are to be interpreted in the light of the Christian theology of the salvation of mankind.

A distinctive feature of this collection is the occurrence of German texts, for which the Engelberg codes represents one of the earliest sources. Vroet ùch alle geloubigù lùte mit schalle (#5), which was written down c.1372, is preserved only in this source. It is a free adaption of Letabundus exultet fidelis chorus, an especially successful eleventh-century French sequence. The other two German texts reflect Walter Mirer's particular interest in sacred German song. From 1377 on he worked as a parish priest in Küßnacht am Rigi, on behalf of the monastery. Here, at a remarkably early date, he was already familiar with German translations of Latin songs, attributed to his contemporary, the ‘Monk of Salzburg’. Among these are a German version of the hymn Pangue lingua gloriosa: Lobt alle zungen (#17). Shortly after his election as Abbot of Engelberg (1398-1420) Mirer notated one of the most beautiful of the new songs dedicated to the Blessed Virgin: Hertz und sinne muege dich (#2).

That old and new are so convincingly integrated in this repertoire is largely due to the traditional domain of the ecclesiastical modes in the setting of the texts. The selection concludes with the song Congaudeat turba fidelium (#18) whose monophonic melody dates back to c.1100. As was the case in France at that time, so too in Engelberg; it concluded one of the Daily Offices, but in the latter it does so in a two-part formulation, and in the characteristic style of the music of the Germanic world in the late Middle Ages.

Translation: Mary O'Neill