Die Musik im Katalonien der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
Südlich
der Pyrenäen gelegen, ans Mittelmeer reichend und im Westen an
Kastilien und Navarra grenzend, war das alte Königreich Aragón Ort der
Begegnung verschiedener Kulturen. Das Königreich erblickte das Licht der
Geschichte im Jahre 1137 infolge der Heirat zwischen dem Grafen von
Barcelona, Ramón Berenguer IV, und Doña Petronila, Tochter Ramiros II.
von Aragón. Dank seiner bevorzugten geographischen Lage gelangten das
ganze Mittelalter hindurch von überall her die bedeutendsten
künstlerischen Strömungen hierher. Diese verbanden sich mit der eigenen
bodenständigen Kunst des Landes, welche damals — nicht zu vergessen —
Tag und Tag und Stack und Stack seine Gebiete von den Arabern, die es in
früheren Zeiten besetzt hatten, zurückeroberte. Die Verbindung von
europäischem Einfluß mit einheimischer Kunst und Kultur brachte im
14.Jahrhundert eine bedeutende kulturelle Frührenaissance hervor.
Mittelpunkt dieser kulturellen Blüte war vor allem Katalonien, der
ehemalige territoriale Besitz der Grafen von Barcelona. Und obwohl es
mehrere Ausstrahlungspunkte gab, kam in jener Epoche einem ein ganz
besonderer Rang zu: dem Hofe. Die Grafen-Könige von Katalonien und
Aragón waren während des gesamten 14. Jahrhunderts, insbesondere jedoch
in der zweiten Hälfte, alis großzügige Mäzene bekannt. Angefangen bei
Jakob II, (1291-1327) bis hin zu Martin I., der „Menschliche" genannt
(1396-1410), zog das katalanisch-aragonesische Königshaus einige der in
der damaligen Zeit hervorragendsten Männer aus Wissenschaft und Künsten
an sich; dazu gehörten auch bekannte Musiker, und zwar sowohl
darbietende (aufführende) als auch selbst komponierende Künstler, oder
solche, die beides zugleich taten.
Musik war für den
mittelalterlichen Adel stets Erquickung und Ergötzung. Es ist bekannt,
daß seit ältester Zeit Könige, Herzöge, Grafen und im allgemeinen jeder,
der sich diesen Luxus leisten konnte, in seinem Haus mehrere Spielleute
mit dem Ziel unterhielt, sich während der Freizeit an deren Klangen zu
erfreuen. Anfänglich wurden diese Jongleure, später dann Ministerialen
genannt.1) In der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts kommt
sowohl wegen ihrer Zahl als auch wegen ihrer Bedeutung den Spielleuten
im Dienste des königlichen Hauses von Aragón ganz besondere Bedeutung
zu. Wir finden hier zusammen mit den örtlichen Musikanten eine große
Anzahl von Spielleuten ausländischer Herkunft, vor allem Italiener wie
z. B. Pere d'Arezzo, Baldo de Florença oder Jacopo da Bologna, und etwas
später dann Franzosen, Flamen und Deutsche wie Thibaut de Vallraynes,
Johani de Sent Luch, Jacomi Capeta, Hohan Estrumant, Jaquet de Noyo,
Midach und zahlreiche weitere Spielleute im Dienste Johannes I.
(1387-1396). Sie alle hatten einen großen Namen, ihre Darbietungen
gehörten wohl zur Avantgarde der künstlerisch-musikalischen Strömungen
der Epoche, und sie trugen so dazu bei, daß der königliche Hof von
Aragón zu einem der wichtigsten Ausstrahlungspunkte der musikalischen
Bewegung wurde, die unter dem Namen „Ars Nova" bekannt ist.
Aber
nicht nur Spielleute und Ministerialen trugen dazu bei, daß sich dort
dieses bedeutende Musikzentrum herausbildete, sondern auch die Musiker
und Komponisten an den verschiedenen Kirchen des köiniglichen Hofes.
Fast alle entstammten den Musikschulen von Avignon, dem päpstlichen Sitz
und berühmten Mittelpunkt der religiösen Musik in jenen Tagen; aus
ihrer Mitte seien Namen hervorgehoben wie Steve de Sort, Bonifaci de
Xartres, Nicolau de Mallines, Johan Flamench, Jehan Robert alias Trebor
oder Gacian Reyneau. Die beiden letzteren waren beispielsweise auch
geübte Komponisten profaner Musik.
Es ist bekannt, daß Johannes
I., veranlaßt durch die guten Darbietungen seiner Kirchenmusiker, eines
Tages versuchte, ihnen nachzueifern. Mit ihrer Hilfe, so bekennt er
selbst in einem Brief, habe er »I rondó con su tenor, contra- tenor y
canto correspondientes« (Rondeaux, Ringelgedicht, Rundreim mit ihnen
entsprechendem Tenor, Gegentenor und Gesang) komponiert, und er zeigt
sich geneigt, dasselbe mit jedem beliebigen Virelai, Rondeau oder jeder
Ballade in französischer Sprache zu tun, die man ihm zur Vertonung
vorschlagen würde. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der französische
Einfluß auf den katalanischen Hof während des gesamten Mittelalters
stets gegenwärtig war, weswegen sich jedoch seine Musik als nicht minder
außergewöhnlich erweisen sollte.
Es ist einleuchtend, daß von
diesem künstlerisch-musikalischen Klima bei Hofe, wo während der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts die wichtigsten musikalischen Strömungen
der französischen Ars Nova sowohl profaner als auch religiöser Natur
zusammentrafen, alle bedeutenden musikalischen Zentren des Königsreiches
profitierten, zumindest jene, welche in unmittelbarer Weise mit dem
Hofe verbunden waren. Nur unter Berücksichtigung dieser musikalisch hoch
interessierten Kreise und angesichts der Bedeutung, welche die
Realisierung der Ars Nova in der genannten Zeit erlangte, können wir uns
teilweise die Tatsache erklären, daß in Katalonien eine in ihrer Art so
einzigartige Handschrift existiert, wie es das Llibre Vermell (Rotes Buch) von Montserrat ist.
Das Kloster Montserrat
Während des Mittelalters wurden in ganz
Europa Wallfahrtsorte nicht selten dort gegründet, wo die Überreste
eines Heiligen oder eines Apostels ruhten, oder dort, wo der
Überlieferung nach die Jungfrau Maria, deren Bild man verehrte, ein
Wunder gewirkt haben sollte. An solchen Orten errichtete man unfehlbar
ein Gotteshaus, und nicht weit davon konnte sogar ein Kloster gegründet
werden, welches mit der sorgfältigen Pflege und Bewachung des
geheiligten Fleckens betraut war und gleichzeitig dessen Schutz
unterstand.
In Spanien gab es vor allem zwei berühmte
Wallfahrtsorte: einer war Santiago de Compostela, wohin Pilger aus ganz
Europa ihre Schritte lenkten, und das Grab des Apostels Jakob zu
besuchen, und der andere Montserrat, ein eher auf örtliche Pilger
beschrankter Wallfahrtsort, der jedoch seit sehr alter Zeit zum
Mittelpunkt der Marienverehrung ganz Kataloniens geworden war. Es gibt
Hinweise darauf, daß bereits Ende des 9.Jahrhunderts in Montserrat eine
Kapelle bestand, in der die Heilige Jungfrau Maria verehrt wurde, und
daß in der gleichen Epoche verschiedene Einsiedler in dem Berg ihre
Behausung hatten. Dagegen ist das Marienbild von Montserrat, welches
heute verehrt wird, eine wunderbare romanische Schnitzarbeit aus dem
Ende des 12.Jahrhunderts oder Anfang des 13. Jahrhunderts.
Die
Gründung eines kleinen Klosters an jenem Ort stammt ungefähr aus dem
Jahre 1027. Dieses hing ursprünglich vom Kloster von Ripoll ab, erlangte
jedoch mit der Zeit Ruhm und dehnte sich weiter aus, bis es sich
anscheinend bereits am Ausgang des Mittelalters, als die Wallfahrten zu
diesem Ort immer mehr zunahmen, zu einem der bedeutendsten kulturellen
Zentren ganz Kataloniens entwickelte. Nachrichten über die ersten
Jahrhunderte des Bestehens des Klosters von Montserrat sind sehr
spärlich; dies ist vor allem auf den unglücklichen Zustand
zurückzuführen, daß seine äußerst wertvolle Bibliothek und das Archiv im
Jahre 1811 infolge des napoleonischen Einfalls verbrannten. Es gibt
daher nicht gerade viele mittelalterliche Handschriften aus dem
'scriptorium' (Schreibsaal) von Montserrat, die auf uns gekommen sind,
was den Wert und die Bedeutung der wenigen vorhandenen nur noch
steigert, und dies insbesondere dann, wenn einige den Rang und die
Bedeutung des Llibre Vermell haben.
Die Mönche von
Montserrat waren immer sehr gebildete Männer. Erinnern wir uns, wie
bereits zuvor vermerkt, an deren ursprüngliche Abhängigkeit vom
Benediktinerkloster von Ripoll; dank der Initiative eines seiner
berühmtesten Abte, Oliva (1023-1046), wurde Montserrat gegründet und
seine ursprüngliche klösterliche Gemeinschaft entstammt dem Kloster von
Ripoll. Ripoll war in jener Epoche für Katalonien etwa das, was
Saint-Martial de Limoges für Frankreich oder Sankt Gallen für die
Schweiz waren; es war in jenen Tagen das bedeutendste Zentrum religiöser
Kultur in Katalonien. Ripoll stand in ständiger Verbindung mit den
Klöstern jenseits der Pyrenäen, und in Ripoll entfalteten sich
bedeutende Schulen zu voller Blüte. Hervorzuheben wäre vielleicht die
Musikschule, von deren Bedeutung uns die Tatsache Aufschlug gibt, daß
diese sogar ein eigenes musikalisches Notensystem erfand.
Montserrat
war also seit seiner Gründung als Tochtergemeinde von Ripoll ein
kleines Kulturzentrum, welches, nachdem es der Vormundschaft durch das
Mutterhaus (Jahr 1409) entwachsen war, dieses überlebte und weiterhin in
der übernommenen Tradition verblieb. Aufgrund dieser Umstände
überrascht keinesfalls die Existenz eines „scriptorium" in Montserrat,
auf welches wir zuvor Bezug nahmen, und noch viel weniger der
Tatbestand, daß dort sowohl Originalwerke wie auch Abschriften von
Texten höchsten Interesses entstanden. Obwohl die Nachrichten aus dem
14. Jahrhundert stammen, weiß man, daß einige Mönche an weit entfernt
liegenden Orten studierten; einige betrieben allgemeine Studien
innerhalb der Grenzen des Königreiches, z. B. in Lérida, Perpignan,
Montpellier oder Barcelona, andere in den Klosterschulen des
Benediktinerordens und andere wahrscheinlich auch in weit entfernten
Universitäten wie Paris und Bologna.
Außerdem wurde der kleine
intellektuelle Kreis von Montserrat seit dem 12. Jahrhundert verstärkt
durch die bemerkenswerte Anwesenheit einer Reihe von Priestern auf dem
heiligen Berg, von denen ein jeder mit einer adeligen, zumeist
katalanischen Familie verbunden war; Aufgabe dieser Priester war es,
Vertreter der jeweiligen Familie bei der Madonna zu sein, an deren Altar
täglich Messen im Namen und zugunsten der Herrschaft gefeiert wurden.
Viele dieser Priester waren gebildete Leute, und obwohl sie nicht Teil
der kleinen klösterlichen Gemeinschaft waren, trug das enge
Zusammenleben dazu bei, daß ein ständiger Austausch bestand.
Das „Llibre Vermell"
Der kostbarste Kodex aller in der
derzeitigen Bibliothek von Montserrat aufbewahrten Handschriften ist
ohne Zweifel deren berühmte Handschrift Nr.1, bekannter unter dem Namen Llibre Vermell.
Es wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts, oder vielleicht zu Beginn des
15. Jahrhunderts, kopiert. Der Name ist auf den Einband aus rotem Samt
zurückzuführen, welcher im letzten Dritte! des 19. Jahrhunderts dafür
angefertigt wurde. Ursprünglich soll der Kodex einen Umfang von
annähernd 172 Blatt (Folioformat) gehabt haben, von denen derzeit nur
noch 137 erhalten sind. Wie in dem Fall vieler mittelalterlicher Kodices
ist sein Inhalt ganz unterschiedlicher Natur, wobei einer der
Doppelbögen besonders hervorgehoben zu werden verdient, nämlich Folio 21
verso 27, wo zehn musikalische Werke eines unbekannten Autors
verzeichnet sind. Vor dem teilweisen Verlust des Kodex war deren Anzahl
größer.
Diese Werke verfolgen eine vom Kopisten dieser
Handschrift sorgfältig vermerkte und deutliche Absicht, die er im
Anschlug an das erste der heute noch erhaltenen Lieder zum Ausdruck
bringt. Dort heißt es: „Da die Pilger manchmal, wenn sie in der Kirche
der Jungfrau Maria von Montserrat die Nachtwache halten, den Wunsch
haben, zu singen und zu tanzen, und dies auch während des Tages auf dem
Kirchplatz zu tun wünschen, und dort nur ehrenhafte und fromme Lieder
gesungen werden dürfen, so werden nun einige angemessene Gesänge vor und
nach diesem Hinweis aufgeschrieben. Sie sollen in anständiger Weise und
maßvoll verwendet werden, damit diejenigen nicht gestört werden, die
ihre frommen Gebete und frommen Betrachtungen fortsetzen, denen sich im
übrigen alle während des Nachtgebets in frommer Haltung zu widmen
haben." Einige Seiten weiter wird den Pilgern von Montserrat auch
empfohlen, daß sie „sowohl auf dem Wege, während ihres Aufenthaltes dort
und auf dem Heimweg in zurückhaltender Weise reden und leichtfertige
Lieder und unanständige Tänze unterlassen".
Das Repertoire des Llibre Vermell
entspringt demnach der Absicht, den guten Leuten, welche als Pilger zum
Altar der Jungfrau traten, einige dem Ort angemessene Lieder
bereitzustellen, die zeitweilig all jene anderen ersetzen sollten, die
der volkstümlichen Tradition entstammten. Wir vermerkten bereits, daß
das 14.Jahrhundert eines der wichtigsten Jahrhunderte hinsichtlich der
Anzahl der Pilger war, die Montserrat besuchten. Man darf also annehmen,
daß das Repertoire an Marienliedern, welches damals gesungen und zu dem
getanzt wurde, weiteste Verbreitung unter den Leuten erfuhr. Der
Zeitpunkt, zu dem diese Lieder von Montserrat Eingang in den Kodex
gefunden haben, wird zwischen 1398 und 1399 angesetzt. In diesem
letzteren Jahr wurde die Abschrift beendet. Man nimmt jedoch an, daß die
Lieder — wenn auch nicht alle, so doch die meisten — bereits früher
entstanden sind und daß sie nur aufgezeichnet wurden. weil ihre
Bedeutung sowohl hinsichtlich des Textes als auch der Melodie durch die
Tradition bestätigt worden war.
Die verschiedenen Kompositionen des Llibre Vermell
sind keineswegs einheitlich. Sie weisen vielmehr bemerkenswerte
Unterschiede auf, was — so man will — ihr Interesse noch steigert.
Hinsichtlich der Noten weisen alle Lieder mit Ausnahme der Komposition O virgo splendens,
welche derzeit als erste des Kodex erscheint und in quadratischen Noten
des gregorianischen Typs geschrieben ist, die der französischen Ars
Nova eigene Notenschreibung auf und folgen damit den Kriterien, die in
die Notenschreibung von Philippe de Vitry um 1320 eingeführt wurden;
dennoch zeigen fünf Kompositionen, und zwar Stella splendens, Los set goyts, Cuncti simus, Polorum regina und Ad mortem festinamus
einige Merkmale im Schriftbild auf, deren praktische Auswirkungen
jedoch, soweit man bis heute darüber informiert ist, in keiner Weise von
denen der Ars Nova von Vitry abweichen.
Formal gesehen sind die Hälfte der Kompositionen Virelais.
Die Form besteht grundsätzlich im Wechsel zweier musikalischer Zeilen,
von denen einer, der Refrain, zweimal wiederholt wird, das erste Mal mit
dem Text der entsprechenden Strophe und das zweite Mal mit dem ihm
eigenen Text.2) Die Werke, die diesem Aufbau folgen, sind: Stella splendens, Cuncti simus, Polorum regina, Mariam matrem und Ad mortem festinamus.
Die Lieder O virgo splendens, Laudemus virginem und Splendens ceptigera
weisen, wie die Handschrift selber vermerkt, die Form des zwei- oder
dreistimmigen Gesangs auf. Diese Kanons können zwei- oder dreistimmig
gesungen werden, oder — anders formuliert — es handelt sich um eine
Melodie, die sich auf sich selbst wiederholt, deren Anfange jedoch zu
unterschiedlichen Zeitpunkten einsetzen. Bei dem Lied Los set goyts
handelt es sich um eine Ballade, die gewisse Übereinstimmungen mit der
gleichnamigen Form der italienischen Ars Nova aufweist. Als letztes Lied
wäre Imperayritz zu erwähnen, ein Motet,3) im französischen Stil, wiewohl ihm der für diese Liedform charakteristische Tenor fehlt.
Die
Anzahl der Stimmen, für die diese Kompositionen geschrieben wurden,
schwankt zwischen einer und dreien, wobei zu berücksichtigen ist, daß
die drei Kanons sowohl zwei- als auch dreistimmig gesungen werden
können. Was den Text betrifft, so sind alle Lieder mit nur zwei
Ausnahmen in Latein geschrieben. Los set goyts und Imperayritz sind in „Vulgar-Katalanisch" geschrieben.
Eines
der vielleicht kuriosesten Merkmale dieser Kompositionen ist der
Um-stand, daß drei von ihnen als Tänze ausgewiesen sind. Der Schreiber
des Llibre Vermell sagt, daß Stella splendens „ad trepudium rotundum" — aufgeführt werden solle oder, im Falle der Lieder Los set goyts und Polorum regina
„a ball redon" — im Rundtanz. Dies bedeutet, daß es sich dabei um drei
Tänze handelt, die im Kreis auszuführen waren, was innerhalb der aus
jener Epoche erhaltenen Musik ganz einzigartig ist.
Somit
verfügten die Pilger, die sich der Heiligen Jungfrau von Montserrat zu
Fügen werfen wollten, bei ihrer Ankunft nicht nur über ein
Liederrepertoire, mit dem sie jene anderen Gesänge ersetzen konnten,
welche nicht den Normen des Zusammenlebens an dem geheiligten Ort
entsprachen, sondern gleichzeitig auch über ein Repertoire an Tänzen,
mittels derer sie ihrer Freude Ausdruck verleihen konnten.
Das Llibre Vermell
ist nicht das Werk eines einzigen Komponisten. Wir haben bereits darauf
verwiesen, daß alle darin enthaltenen Werke mit nur einer Ausnahme in
der Technik der Ars Nova geschrieben sind. Dies bedeutet, daß man in
Montserrat in bezug auf alles, was die Musik betraf, auf dem laufenden
war. Dennoch war in jenen Tagen, als das Llibre geschrieben
wurde, diese Technik keinesfalls in ganz Katalonien verbreitet; im
Gegenteil, man weiß, daß mit Ausnahme von Montserrat diese nur von den
Musikern des königlichen Hofes angewendet wurde.
Als würdiger
Nachfolger des Klosters von Ripoll, welches gegen Ende des 14.
Jahrhunderts bereits gänzlich seine Bedeutung eingebüßt hatte, pflegte
das Kloster von Montserrat stets die Musik. Daher ist nichts
Befremdliches daran, daß die Mönche, welche im Ausland studierten, daran
interessiert waren, die musikalischen Neuheiten kennenzulernen, und daß
sie bei ihrer Heimfahrt die ersten Partituren im neuen Stil
mitbrachten. Solchermaßen lassen sich jene bereits erwähnten Stücke des Llibre Vermell
erklären, deren Schreibweise, wiewohl sie sich als Ars Nova einordnen
lassen, doch bestimmte, ganz eigenartige Merkmale aufweisen, von denen
insbesondere ihre Einfachheit hervorzuheben wäre. Es handelt sich dabei
zweifelsohne um Werke jener Mönche von Montserrat, die in ihrem eifrigen
Bestreben, Neuheiten von draußen aufzunehmen, versuchten, diese auf
eine Reihe von Kompositionen zu übertragen, was ihnen auf vereinfachende
und gleichzeitig doch auch ausgezeichnete und künstlerisch
anspruchsvolle Weise gelang.
Was die Werke betrifft, welche im
reinsten Stil der französischen Ars Nova geschrieben worden sind, so
gibt es dafür zwei mögliche Erklärungen: entweder wurden sie von den
Musikern des königlichen Hofes von Aragón als Gabe für die Jungfrau von
Montserrat geschrieben, oder es waren die Mönche selbst, welche sie
verfaßten, nachdem sie sich unter dem Einfluß der ihnen am nächsten
liegenden Vorbilder, nämlich denen des Hofes, mit den Geheimnissen jener
musikalischen Technik vertraut gemacht hatten. Die Beziehungen zwischen
Montserrat und dem Hofe von Aragón waren damals auf alien Ebenen sehr
eng und zwar nicht nur, weil die Monarchen selber der Jungfrau von
Montserrat ergeben waren und sich häufig zu ihren Fügen zum Gebet
einfanden, sondern auch aufgrund der Tatsache, daß im 14. Jahrhundert
Montserrat bereits das bedeutendste Kloster des ganzen Königreiches war.
Abschließend bleibt noch darzulegen, dag es sich bei dem Lied O virgo splendens, welches in einem älteren Stil als die übrigen Kompositionen des Llibre Vermell
geschrieben ist, vielleicht um das einzige Modell einer mehrstimmigen
Niederschrift handelt, welche uns von den Arbeitsweisen von Montserrat
aus der Zeit vor Übernahme der Neuheiten der Ars Nova erhalten geblieben
ist.
1) Ministerialen = nicht ritterbürtige, berufsmäßige Sänger
und Spielleute im Gegensatz zu den zumeist adeligen Troubadours —
Quelle: Gero von Wilpert: „Sachwörterbuch der Literatur", Stuttgart,
19695, S.486
2) Bei Wilpert ist virelai folgendermaßen
erklärt: „aus dem volkstümlichen Tanzlied entwickelte frz. Gedichtform
in Strophen mit kunstvoll angeordnetem Refrain und ins gesamt meist nur
zwei Reimklängen. Beginnt mit e. Refrain aus zwei, später einer Zeile;
dann (meist drei) vierzeilige Strophen, die mit der Melodie des Refrains
ausklingen und diesen anschließen lassen." S. 828
3) motet =
frz. Gedichtform: Siebenzeiler auf zwei Reime mit der Reimfolge
abab/aba, wobei der 6. Vers kürzer ist als die anderen. Später, als der
Text Nebensache und die Melodie Hauptsache wurde, zur mehrstimmigen
musikalischen Form entwickelt. Zitat nach Wilpert, op. cit., 5.497
Catalonian Music in the Second Half of the Fourteenth Century
Extending
south of the Pyrenees all the way to the Mediterranean Sea and
bordering to the West on Castile and Navarra, the kingdom of Aragón was a
natural converging point for a number of cultures. The kingdom was
created in 1137 as a result of the marriage of the Count of Barcelona,
Ramón Berenguer IV, to Doña Petronila, the daughter of Ramiro II of
Aragón. Thanks to its favourable geographic location, it was fed from
all sides by the most important artistic currents and tendencies
throughout the entire Middle Ages, which, in turn, where then united
with the native art of Aragon — and we must not forget that, day by day,
Aragón was being reconquered piece by piece from Arab occupation. This
union of European influences with Aragonian art and culture gave birth
to an important and early cultural renaissance in the fourteenth
century, the prime centre of which was Catalonia, the territory that
formerly belonged to the counts of Barcelona. And, although there were
several focal points, one was of very particular significance during
that period, namely, the court.
The count-kings of Catalonia and
Aragón were known as generous patrons of the arts during the entire
fourteenth century (but especially in the second half). From the reign
of James II, 1291-1327, through that of Martin I (called the "Humane"),
1396-1410, the royal house of Catalonia and Aragon succeeded in
attracting some of the period's most outstanding scientists and artists,
including famous musicians, some of whom were performers, others
composers, and still others both.
For medieval nobility music was
a constant source of regeneration and delight. We know that from
earliest times kings, dukes, counts — and in general anyone who could
afford the luxury — kept several musicians in his household to be able
to enjoy music in moments of leisure. At first such musicians were
called "jongleurs", later "ménestriers" or minstrels 1). The
minstrels in the service of the royal house of Aragon take on very
special significance during the second half of the fourteenth century,
with respect both to their number and to their contribution. Local
musicians were joined by a large number of foreigners, in particular by
Italians like Pere d'Arezzo, Baldo de Florença and Jacopo da Bologna,
but later by French, Flemish and German musicians like Thibaut de
Vallraynes, Johani de Sent Luch, Jacomi Capeta, Hohan Estrumant, Jacquet
de Noyo, Midach and the many others employed by John I (1387-1396).
They all had great reputations; their works and performances surely
formed the avant-garde in the musical and artistic styles of the period,
and they were largely responsible for making the royal court of Aragon
one of the most important germinating centres for the musical style
known as "Ars Nova".
The jongleurs and minstrels were not totally
responsible for the establishment of this important centre of music,
however, for major roles were also played by the musicians and composers
of the various churches connected with the royal court. Nearly all of
the latter had been trained in the music schools of Avignon, which was
both the papal residence and the famous centre of religious music of the
day. From Avignon came names like Steve de Sort, Bonifaci de Xartres,
Nicolau de Mallines, Johan Flamench, Jehan Robert (alias Trebor) and
Gacian Reyneau. And the last two named, for example, were both
experienced composers of secular music.
We also know that John I
was so inspired by the performance of his church musicians that he once
tried to follow in their footsteps. With their help, as he himself
confesses in a letter, he composed "i rondo con su tenor, contratenor y
canto correspondientes" — rondeaux (poems with refrain or burden) with
appropriate tenor, countertenor and song parts. Moreover, he made it
clear that he was willing to do the same in French with any virelai,
rondeau or ballad that one might suggest he set to music. It should be
remembered that French influences on the Catalonian court were
constantly present throughout the entire Middle Ages, but that is no
reason for John's music to be considered any less extraordinary. It is
obvious that during the second half of the fourteenth century — with
such an artistic and musical climate at the court in which the most
important trends in both the secular and the religious music of French
Ars Nova converged — all of the prominent musical centres in the kingdom
profited, at least all of those with direct connection to the court.
Only when we take these circles and their high interest in music into
consideration and realize what in those days winning such circles for
Ars Nova meant, can we somewhat explain the fact that in Catalonia there
could be a manuscript of so singular cast as the Llibre Vermell (Red Book) of Montserrat.
The Monastery at Montserrat
In
Europe during the Middle Ages it was not seldom that a shrine was
erected where a saint or apostle was buried or where, according to
legend, a miracle had been performed by the Virgin Mother (whose image
was honoured there). A church was invariably constructed on such sites,
and, not far away, a monastery was often founded that was charged with
the care and supervision of the holy ground and at the same time was
placed under its protection.
In Spain two shrines were especially
famous: one was Santiago de Compostela to which pilgrims travelled from
all over Europe to visit the grave of St. James the Apostle; the other
was Montserrat, that was more or less restricted to local pilgrims but
that had long become the centre of the worship of the Blessed Virgin for
all Catalonia. There is indication that there had already been a chapel
to the Blessed Virgin in Montserrat at the end of the ninth century and
that during the same period there were hermits dwelling in the
mountain. The image of the Virgin that is worshipped in Montserrat
today, however, is a wonderful Romanesque wood-carving that dates from
the end of the twelfth century or the beginning of the thirteenth
century.
A little monastery was founded there around 1027. It was
originally a dependency of the monastery at Ripoll, but with time it
became famous and was enlarged continuously until apparently by the end
of the Middle Ages — when pilgrimages there had steadily increased — it
had developed into one of the most important cultural centres in
Catalonia. We have only scanty information on the monastery of
Montserrat during the first centuries of its existence, primarily
because of the lamentable fact that its extremely rich library and its
archives were burned in 1811 during the Napoleonic wars. As not many of
the medieval manuscripts from the "scriptorium" (writing-room) of the
Montserrat monastery have come down to us, the value and significance of
the new preserved manuscripts is greatly increased, most especially
since some of them are of the quality and uniquences of the Llibre Vermell.
The
monks of Montserrat have always been highly educated. Let us remember,
as already mentioned, the monastery's original dependence upon the
Benedictine monastery at Ripoll. Montserrat was founded through the
initiative of one of its most famous abbots, Oliva (1023-1046) and drew
its first fraternity from the monastery at Ripoll. That was at a time
when Ripoll represented for Catalonia more or less what St. Martial of
Limoges to France and St. Gall to Switzerland were, for it was
Catalonia's most important centre of religious culture. Ripoll kept in
constant [...] with the monasteries on the other side of the Pyrenees
while important schools blossomed forth within Ripoll itself. One such
school that perhaps should be given special mention was the music
school, the import[ance?] of which is indicated by the fact that it even
invented its own notational system.
As a result, Montserrat was a
little centre of culture right from the time of its founding as a
branch house of Ripoll. It was not only to outgrow the latter's
supervision (in 1409), but to outlive the principal house while
nevertheless remaining within its intellectual tradition. Hence, it is
not at all astonishing that Montserrat had the "sciptorium" referred to
above, and it is even less surprising that original works and copies of
texts of extreme interest were written there. Although our information
comes from the fourteenth century, we do know that some of the monks
studied at faraway places while others performed general studies inside
of the borders of the kingdom (for example, in Lérida, Perpignan,
Montpellier and Barcelona), that still others studied at various
monastic schools conducted by the Benedictine order, and that some
probably even attended universities as distant as Paris and Bologna.
Too,
beginning in the twelvth century, the small circle of intellectuals at
Montserrat was expanded by the remarkable presence of a number of
priests on the holy mountain, each of whom was in some way connected
with a noble (usually Catalonian) family which he was supposed to
represent in the daily masses held at the altar of the Virgin for and in
the name of the noblemen. Many of these priests were well educated;
some of them were true scholars, and, although they did not form part of
the monastic fraternity, living in such close contact with the monks
led to a constant exchange of ideas.
Llibre Vermell
The
most precious codex among the manuscripts now held in the library at
Montserrat is, beyond any doubt, its famous Ms. No. 1, which is better
known by the name Llibre Vermell. The copy there was made toward
the end of the fourteenth century or at the beginning of the fifteenth
century. The name comes from the red velvet cover that was made for it
at some time during the last third of the nineteenth century. The codex
is believed originally to have contained around 172 sheets (in folio),
of which only 137 have been preserved. As is true of so many medieval
codices, its content is quite varied, but special mention should be made
of the double sheets, namely Folio 21 V0
27, on which ten musical works of an anonymous composer are found
— the number was larger before part of the codex was lost.
These
works follow the copyist's carefully noted and clear intention that is
stated in connection with the first of the songs that have come down to
us: "As the pilgrims, while holding night vigil in the Church to the
Blessed Virgin in Montserrat, sometimes have the desire to sing and to
dance, and even want to do so during the day on the Church Square (where
only virtous and pious songs may be sung), a number of suitable songs
have been written for and according to this need. They should be used in
a respectful and moderate manner so as not to disturb those who wish to
go on with their prayers and religious meditations to which,
incidentally, everyone should dedicate himself devoutly during the
evening prayer." A few pages later it is also recommended that the
pilgrims to Montserrat "speak in a restrained manner and avoid frivolous
songs and indecent dances on the way to, while at the shrine as well as
on the way back home".
The repertory of the Llibre Vermell
stems from the desire to provide the good people who make pilgrimages
to the altar of the Virgin with locally acceptable songs that were meant
to replace temporarily all of the songs based on folkloristic
tradition. It has already been mentioned that, with respect to the
number of pilgrims who visited Montserrat, the fourteenth century was
one of the most important centuries. We may, therefore, assume that the
repertory of songs that were sung and danced during those years was
extremely well-known among the people. The time that these songs found
entry into the codex has been placed between 1398 and 1399. The copy was
completed in the latter year. It is assumed that the songs — if not
all, at least most — had been previously written and that they were
written down only because tradition had confirmed both their textual and
their melodic importance.
The compositions found in the Llibre
Vermell are by no means uniform. They reveal remarkable differences that
— one might say — make them even more interesting. With respect to
notation, all of the songs except O virgo splendens (that now
appears as the first song of the codex and is written in Gregorian-like
quadratic shapes) reveal the French Ars Nova's own notational system and
thus follow the criteria that had led to Philippe de Vitry's notational
system around 1320. Nevertheless, in written appearance, five
compositons (Stella splendens, Los set goyts, Cuncti simus, Polorum regina and Ad mortem festinamus)
show several individual features that for practical purposes, however,
do not — as far as we know today — deviate from those of Vitry's Ars
Nova.
Formally speaking, half of the compositions are virelais,
a form that basically consists in the alternation of two musical lines,
one of which, the refrain, is repeated twice: the first time with the
text of the respective stanza and the second time with its own text2). The works following this structural pattern are: Stella splendens, Cuncti simus, Polorum regina, Mariam matrem and Ad mortem festinamus.
As noted in the manuscript itself, the songs O virgo splendens, Laudemus virginem and Splendens ceptigera
take the form of two or three-part songs. These canons may be sung by
two or three voices, or, in other words, they have a melody that repeats
itself but with repetitions that start up at different times. Los set goyts
is a ballad that concurs in certain points with the ballad form of the
Italian Ars Nova. The last lied that must be mentioned is lmperayritz, a motet3) in the French style, although it does not contain a tenor part as would be characteristically expected for this song form.
The
number of voices for which these compositions were written varies from
one to three, whereby it should be remembered that the three canons may
be sung by two or three voices. With two exceptions, the texts are all
in Latin. Los set goyts and Imperayritz, are in "vulgar" Catalonian.
Perhaps
one of the most curious features of these compositions is the fact that
three of them are labelled dances. The copyist of the Llibre Vermell states that Stella splendens should be performed "ad trepudium rotundum" and the songs Los set goyts and Polorum regina
should be "a ball redon", in round dance. This means that all three
songs are dances to be performed in a circle: something completely
unique in the music that has come down to us from that period.
Thus,
on arrival, the pilgrims who wished to throw themselves at the feet of
the Virgin of Montserrat not only had at their disposal a repertory of
songs to replace the songs that would not be in keeping with the
standards of life at the holy site, but also a repertory of dances
through which they could express their joy.
The Llibre Vermell
is not the product of one single composer. We have already pointed out
that with only one exception all of the works contained are written in
the technical style of Ars Nova. This means that composers in Montserrat
were up-to-date with everything concerning music. Nevertheless, in the
days in which the Llibre was written, the Ars Nova technique was
not at all widespread in Catalonia. Quite the contrary, for we know
that, outside of Montserrat, it was employed only by musicians at the
royal court.
As the worthy successor to the Ripoll Monastery
(that had lost its importance entirely by the end of the fourteenth
century), the Monastery of Montserrat has always cultivated music. That
is why there is nothing out of the ordinary about the fact that the
monks who had studied abroad were interested in acquainting themselves
with the latest innovations in music and that they returned to their
home monastery with the first scores written in the new style. A similar
explanation can also be found for the pieces (already mentioned) in the
Llibre Vermell that, by the style of their writing, can be
classified as belonging to Ars Nova but yet display certain highly
unique features: above all, simplicity. For they are surely the works of
monks of Montserrat who, in their eager effort to absorb the
innovations of the outer world, were attempting to carry the innovations
over into a number of compositions and succeeded in doing so in a way
that at once was simplifying and yet also of high artistic quality and
excellence.
For the works that were written in an absolutely pure
style of French Ars Nova there are two plausible explanations: either
they were written by musicians at the royal court in Aragón in honour of
the Virgin of Montserrat, or the composers were the monks themselves
writing after having become familiar — under the influence of their
closest models, namely those at the court — with the secrets of the
composing techniques. Contact between Montserrat and the Court of Aragón
was very close on all levels at the time, not only because the monarchs
themselves were devoted to the Virgin of Montserrat and were often to
be found in prayer at her feet, but also due to the fact that in the
fourteenth century Montserrat had already become the most important
monastery in the entire kingdom.
In closing, it remains only to say that the song O virgo splendens — which is written in an older style than that of the rest of the compositions in the Llibre Vermell
— is perhaps the only example of a copy of a polyphonic work that has
come down to us which shows the style of writing in Montserrat prior to
the incorporation of Ars Nova innovations.
Translation by E.D. Echols Notes:
1)
Minstrels: professional singers and musicians who, contrary to most
troubadours, were not members of the nobility (see Gero von Wilpert,
Sachwörterbuch der Literatur, Stuttgart, 19695, p.486).
2)
Wilpert's explanation of the virelai is as follows: "French poem form
developed from the popular dancing song, in stanzas with skilfully
incorporated refrain and two lines, later with one line; then (usually
three) four-line stanzas that end with the tune of the refrain and are
then followed by the refrain" (p.828).
3) Motet: French poem form
having seven-line stanza with two rhymes and the rhyme-scheme abab/aba,
whereby the sixth line is shorter than the others. Was later developed
into a polyphonic musical form when the text became of secundary, the
melody of primary importance. Source: Wilpert, Op. cit., p. 497