Carmina Helvetica
/ Ensemble Labyrinthus
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Raumklang 3102
2013
1. Veni Sancte Spiritus [2:25]
rondellus | anonymus • Engelberg 314 —
chant tutti, citole, psaltery, rebec
2. Dum medium silentium tenerent [10:54]
conductus 2 pt | Gautier de CHÂTILLON? (ca. 1135 - ca. 1190) —
St. Gallen 551 | Florence, MS Pluteus 29 —
chant MB, citole
3. Pusciolus nobis nascitur [1:49]
rondellus | anonymus • Engelberg 314 —
chant tutti
4. Procedenti puero [3:04]
rondellus | anonymus • St. Gallen 10 | Florence, MS Pluteus 29 —
chant VK, PT, AE, percussion
5. Unicornis captivatur [3:23]
conductus 2 pt | anonymus • Engelberg 314 —
chant WMV, citole
6. Universi populi [1:21]
conductus 2 pt | anonymus • Engelberg 314 —
psaltery, citole
7. Marie virginis [2:27]
conductus 2 pt | anonymus • Engelberg 314 —
chant WMV
8. Ovans chorus scholarium [5:38]
conductus 2 pt | Gautier de CHÂTILLON? • Engelberg 314 —
chant WMV, VK
9. Estampie aus Beata Viscera [2:24]
instrumental | (PÉROTIN, fl. c.1200) —
citole, vielle
10. Quid frustra consumeris [1:18]
conductus 3 pt | anonymus • Bern 231 —
chant WMV, MB, VK
11. Ve proclamet clericorum [0:57]
conductus 3 pt | anonymus • Bern 231 —
chant WMV, MB, VK
12. Homo natus ad laborem [7:43]
conductus 1 pt | Philipp the CHANCELLOR (ca. 1160/70—1236) —
Zürich MS C58\275 —
chant WMV
13. Procedenti puero [1:42] instrumental —
organistrum, rebec
14. Ortus dignis Christi signis [3:25]
conductus 3 pt | anonymus • Engelberg 314 —
chant WMV, citole
15. Congaudent omnes angeli [2:31]
rondellus | anonymus • Engelberg 314 —
chant tutti, percussion
16. Virgo Deum generat [3:00]
conductus 2 pt | Gautier de CHÂTILLON? • St. Gallen 9 —
chant WMV, VK
17. Fiore vernat virginali [2:38]
rondellus | anonymus • Engelberg 314 —
chant tutti, percussion
Ensemble Labyrinthus
Danil Ryabchikov
Witte-Maria Weber — chant | WMW
Maria Batova — chant | MB
Varvara Kotova — chant | VK, psaltery
Polina Terentieva — chant | PT, organistrum
Anna Eliseeva — chant | AE
Danil Ryabchikov - citole
Maria Golubeva - vielle, rebec
Alexandr Manotskov - percussion
QUELLEN / SOURCES
· #1, 3, 5-8, 14, 15, 17 — Engelberg, Stiftsbibliothek, 314
· #2 — St. Gallen, Stiftsbibliothek, 551; Florence, Biblioteca Medicea Laurenziana, MS Pluteus 29
· #4 — St. Gallen, Stiftsbibliothek, 10; Florence, Bibliotheca Medicea Laurenziana, MS Pluteus 29
· #10, 11 — Bern, Stadtbibliothek, 231
· #12 — Zürich, Zentralbibliothek, MS C58\275
· #16 — St. Gallen, Stiftsbibliothek, 9
IMPRESSUM
Die Tonaufnahmen entstanden vom
26. bis 28. Juni 2010 in der Kirche St. Nikolaus in Kotelniki (Moskau).
Produktion: Sebastian Pank (Raumklang), Danil Ryabchikov
Tonaufnahme: Alexander Volkov, Maxim Zdanovich
Schnitt: Vera Ershova
Redaktion: Susanne Ansorg, Johanna Brause
Translation: Howard Weiner
Traduction: Laurence Wuillemin
Fotos: Evgeniy Illarionov, Mila Golubeva, Mark Stepanov, Natalia Sizonenko, Tamara Sukhova, Maria Batova
Grafische Gestaltung: Anna Ihle
Schriftfont: Cassise, Malte Herok
Bestell-Nr.: RK 3102
© + Ⓟ Raumklang 2013
CARMINA HELVETICA
Lateinische Conductus und Rondelli des 12.-14. Jahrhunderts aus Schweizer Klöstern und Bibliotheken
Der
Rondellus ist ein Tanz, der sowohl in der Kirche als auch außerhalb
ihrer Mauern getanzt wurde. Die religiösen Tänze, im europäischen
Mittelalter sehr populär, wurden von der Gesellschaft in sehr
verschiedener Weise betrachtet: Manch einer wollte diese Tradition
ausrotten - aber sie hat sich als derart stark erwiesen, dass man sogar
im heutigen religiösen Leben noch Elemente daraus erkennen kann. Die
Blütezeit der religiösen Tänze lag im 13. Jahrhundert. Ihre Existenz ist
durch zahlreiche Manuskripte bewiesen, die Tänze enthalten,
aufgeschrieben von den Autoren der Schule von Notre-Dame de Paris. Die
Texte gehören oft zum Pfingst- oder Osterfestkreis. Jedoch vom
musikalischen Standpunkt her sind diese Werke weit entfernt vom
Gregorianischen Choral und vom Organum; vielmehr weisen sie eine größere
Nähe zu populären Traditionen auf sowie zur Musik der Spielleute. Jean
de Grouchy (Johannes de Grocheo), ein Theoretiker des 13. Jahrhunderts,
nannte diese Tänze »Rondelli« und bemerkte, dass sie bei Festen von
jungen Mädchen und jungen Männern gesungen wurden.
Ein anderes
musikalisches Genre der Notre-Dame-Schule, der mehrstimmige Conductus,
eine lateinische Liedgattung des 12. bis 14. Jahrhunderts, steht
gleichfalls in Zusammenhang mit der Ästhetik der Kirchenfeste. Viel
raffinierter als die einfachen Rondelli, hat der Conductus bis zu drei
Stimmen. Sein Goldenes Zeitalter korrespondiert mit der Blütezeit der
Schule von Notre-Dame (1170-1240). Unter den Komponisten finden sich
Namen wie Pérotin, Guillaume de Châtillon, Philippe le Chancelier und
Pierre de Blois.
Die mittelalterlichen Manuskripte der Schweiz
überliefern Dutzende von Conductus und Rondelli. Insbesondere die
populären Pariser Werke finden sich auch in anderen Quellen, einige mit
abweichenden Texten (z.B. der Rondellus »Procedenti puero«) oder
melodischen Varianten (»Marie virginis«). Aber ungefähr ein Drittel der
Stücke aus den Schweizer Handschriften sind tatsächlich Unika.
Die
Mehrzahl dieser Werke wurde im 14. Jahrhundert aufgezeichnet, das heißt
100 Jahre nach der Blütezeit der Conductus: In einer Zeit, in der man
nicht mehr versucht hat, Neuheiten aufzuzeichnen - es waren andere
musikalische Gattungen, die Geist und Seele des Publikums anzogen. Die
Schweizer Handschriften haben die beiden Hauptströmungen ihrer Zeit
vereint: Die Ars Nova und die vorhergehende Ars Antigua. Diese Mischung
hat eigenartige und wunderliche Formen hervorgebracht, in ihrer
Besonderheit einzigartig - eine Art »Indian summer«, dessen Charme
nichts mit Sommer oder Herbst zu tun hat.
Die Quellen der mittelalterlichen Musik
Der Rondellus »Veni Sancte Spiritus«, der die CD eröffnet, stammt ebenso wie die anderen Rondelli (»Pusciolus nobis nascitur«, »Congaudent omnes angeli« und »Flore vernat virginali«)
aus dem Deutsch Codex 314 der Benediktinerabtei Engelberg. Das
Manuskript wurde um 1370 geschrieben, also 100 Jahre später als die
Hauptquelle dieser Gattung, der Florentiner Codex Pluteus 29 (Florenz,
Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Pluteus, 29). Die Rondelli aus
Engelberg und die aus Florenz ähneln einander bezüglich ihrer Texte,
aber nicht in musikalischer Hinsicht. Vor allem ist es die Form der
Engelberger Rondelli (AbaAabAB), die typisch ist für weltliche Rondeaux
der zweiten Hälfte des 13. und des 14. Jahrhunderts, aber nichts zu tun
hat mit der üblichen Rondellus-Form (aAbB). Außerdem sind die Phrasen
der Engelberger Werke länger und sie beginnen alle mit einer melodischen
Verlängerung der ersten Textsilbe. Vielleicht weisen die Rondelli des
14. Jahrhunderts, die uns nicht überliefert sind, dieselben
Besonderheiten auf - möglicherweise aber sind sie tatsächlich nur dem
Codex Engelberg zu eigen.
Die zweistimmigen Conductus der Engelberger Handschrift (»Unicornis captivatur«, »Ovans chorus scholarium« und »Ortus dignis Christi signis«)
sind gleichfalls in musikalischer Hinsicht interessant, da sie
parallele Quinten in der Stimmführung verwenden: Einzigartig in allen
Quellen der mittelalterlichen Musik. Der französische Theoretiker Elias
Salomo (zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts) befand sie sogar für
hässlich:
»Sed quare voces non distant aequali numero punctorum?
Respondeo: consonantia vocum, neque natura cantus artificialis nec
naturalis hoc permittit; et si fieret, turpem sonoritatem generaret. Et
ita artificialiter et ordinabiliter positum est in figura, et habet
veritatem, aliter non haberet. [...] Quod manifeste patet; nam si unus
laicus audiret alium laicum cantare in prima bassa voce, bene saliret
recta in tertia, non autem aliquo modo in secunda; vel e contrario de
tertia in prima, sed nunquam in secunda.« — Scientia artis musicae (1274)
(»Aber warum halten
die Stimmen nicht den gleichen Abstand? Ich antworte: Der Zusammenklang
der Stimmen, weder der nach ihrer Art künstlichen noch der natürlichen,
lässt dies nicht zu; wenn es aber doch geschieht, erzeugt es einen
entstellten [Wohl]klang. Und so ist es kunstreicher und mehr nach der
Ordnung, die es sonst nicht gäbe, wenn sie [die zweite Stimme] in
Figuren gesetzt ist [...]«).
Dennoch
klingen die parallelen Quinten der Engelberger Conductus sehr gut und
organisch. Diese Art der parallelen Stimmführung, gemeinsam mit den
Besonderheiten der Melodiestruktur, lässt darauf schließen, dass alle
drei Conductus - zumindest »Unicornis captivatur« und »Ortus dignis Christi signis« - denselben Verfasser haben.
Ein anderer zweistimmiger Conductus dieser CD - »Virgo Deum generat«
- stammt aus einer der St. Galler Handschriften. Sein Verfasser ist
möglicherweise Gautier de Châtillon (um 1135-1190), wie auch von »Ovans Chorus Scholarium«.
Vielleicht hat Gautier de Châtillon auch das in mehreren Handschriften bezeugte »Dum medium silentium tenerent«
geschrieben, das sich ebenfalls in der St. Gallener Stiftsbibliothek
unter der Nummer 551 findet. Eins der St. Galler Manuskripte überliefert
mit »Procedenti puero« einen weiteren Rondellus, der in verschiedenen Varianten weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt war.
Ein weiterer in mehreren Handschriften aufgeführter einstimmiger Conductus ist »Beate virginis« (in Engelberg in veränderter Textform: »Marie virginis«). Die Züricher Handschrift C58\275 enthält eine Variante des bekannten einstimmigen Conductus »Homo natus ad laborem« von Philippe le Chancelier (um 1160/70-1236).
Die beiden dreistimmigen Conductus »Quid frustra consumeris« und »Ve proclamet clericorum« befinden sich mitten unter Trouvère-Liedern in der Trouvère-Handschrift C, die heute in Bern liegt.
DIE INSTRUMENTE
Bis
in die 70er Jahre wurde mehrstimmige und einstimmige Musik mit den
verschiedensten Instrumenten aufgeführt. Heute befinden wir uns in einer
Periode, die der Musikwissenschaftler Howard Mayer Brown als »The
English a cappella heresy« bezeichnete, was gleichzusetzen ist mit der
Ablehnung von Instrumenten zur Verstärkung der Vokalpartien
mittelalterlicher Polyphonie. Mehrere Gründe wurden dafür vorgeschoben,
z.B. das gewissenhafte Studium der Quellen. Mittlerweile ist es populär
geworden, das Problem auf diese Weise anzugehen, dass jegliche
Interpretation mittelalterlicher religiöser und paraliturgischer Musik -
auch der Monodien - unter Beteiligung von Instrumenten in Zweifel
gezogen wird. Aber wenn man die unten erwähnten Quellen des 12. und 13.
Jahrhunderts ansieht, wird klar, dass diese Zweifel unbegründet sind.
Das
Werk des Hieronymus de Moravia/Jérôme de Moravie (bekannt unter dem
Namen »Tractatus de musica«, um 1272) ist den »fratres ordinis nostri
sel alii« gewidmet, den (»Brüdern unseres und anderer Orden«). Er
beschreibt hier eine Fidel und die Arten, sie zu stimmen. Nach ihm ist
die erste Stimmung (dGgd'd')) »et tallis viella, ut prius patuit, vim
modorum omnium comprehendit« (»und die Fidel umfasst alle Töne, wie es
hier beschrieben ist«). Die zweite Stimmung (dGgd'g') ist für ihn
»necessarius est propter laycos et omnes alios cantus, maxime
irregulares, qui frequenter per totum manum discurrere volunt« (»nötig
für den religiösen Gesang und andere Arten des Gesanges, vor allem für
den unregelmäßigen Gesang, der oftmals über die gesamte [Guidonische]
Hand wandern möchte«.)
Hieronymus de Moravia offeriert zwei
Stimmungen, eine für den religiösen Gesang und die andere für die
weltliche Musik. Es scheint, dass die Verwendung von Instrumenten in der
geistlichen Musik für ihn kein Problem darstellte.
Das Statut
der »Collegiate Church of Ottery St. Mary « (um 1340) enthält in einem
Artikel über die obligatorische Unterweisung der Choristen die Bemerkung
»cantu organico et organicis instrumentis« (»Gesang und Spiel der
Musikinstrumente«):
»Item statuimus quod Cantor et Capellanus Beate
Marie per se sel alios teneantur semper pueros choristas et clericos de
secunda forma ad hoc habiles in cantu organico et organicis instrumentis
informare et vide-ant quod tam clerici secundarii quam pueri
frequentent missam beate Marie, sel gravissime puniantur.«
(»Ebenso
stellen wir fest, dass Kantor und Kapellan von St. Marien, die für sich
selbst und auch andere verantwortlich sind, Chorknaben und dafür
geeignete Geistliche niederer Weihen (z.B. Lektoren, Akolythen,
Subdiakone) im mehrstimmigen Gesang und Instrumentenspiel unterrichten
und es scheint, dass sowohl die niederen Geistlichen als auch die Knaben
die Marienmesse zahlreich besuchen, oder hart bestraft werden.«)
Honoré
d'Autun (Honoris Augostodunensis, um 1070-nach 1139) sagt - am Ende
seiner Beschreibung der in der Kirche getanzten carole (chorea/carola -
Rundtanz) im Kapitel »De choro« (Vom Kirchenchor) seines Traktates
»Gemma anime«, dass »unde et adhunc in choreis musicis instrumentis uti
nituntur« (»also die Musikinstrumente in den Rundtänzen verwendet
werden, heute wie früher«).
Eine Skulpturengruppe von der
Westfassade der Kathedrale Notre-Dame de Paris, heute im Musée de Cluny,
zeigt drei musizierende Engel mit Fidel, Quin-terne (Citole?) und
Psalterium.
Das sind die Instrumente, die auf dieser CD zu hören
sind - zusammen mit dem von Honoré d'Autun erwähnten Tamburin als
Instrument der Jungfrau Maria, verwendet zur Begleitung von Rondelli.
— Danil Ryabchikov, Übersetzung: Susanne Ansorg
ENSEMBLE LABYRINTHUS
Das
Ensemble für mittelalterliche Musik LABYRINTHUS (Leitung: Danil
Ryabchikov) wurde in Moskau gegründet. Die Musiker des Ensembles
konzertieren weltweit und sind bestens bekannt in Russland unter den
Liebhabern Alter und geistlicher Musik.
LABYRINTHUS befasst sich
mit ein- und mehrstimmiger Vokalmusik des 12. und 13. Jahrhunderts. Der
Name stammt aus der Tradition der mittelalterlichen Labyrinthe, die die
Hauptrolle bei Prozessionen spielten, bei denen paraliturgische Musik
aufgeführt wurden.
CARMINA HELVETICA ist ein Programm mit
Conductus und Rondelli aus Schweizer Quellen. Unter besonderer
Mitwirkung von Witte-Maria Weber.
CARMINA HELVETICA
Latin Conductus and Rondelli of the 12th to 14th Centuries from Swiss Monasteries
The rondellus
is a dance that is performed both in the church as well as outside its
walls. Religious dances, which were very popular during the European
Middle Ages, were viewed by the society in very different ways: many
wanted to eradicate this tradition - but it proved to be so strong that
one can perceive elements of it even in today's religious life. The
heyday of religious dance was in the thirteenth century. Its existence
is documented by numerous manuscripts that contain dances, written by
the composers of the school of Notre-Dame de Paris. The texts often deal
with the celebrations for Easter or Pentecost. But from the musical
point of view, these works are far removed from Gregorian chant and from
organum; rather, they show a greater nearness to the popular
traditions and to the music of the minstrels. Jean de Grouchy (Johannes
de Grocheo), a thirteenth-century theorist, called these dances
“rondelli”, and remarked that they were sung at festivals by young girls
and young men.
Another musical genre of the Notre-Dame school, the polyphonic conductus,
a Latin song genre of the twelfth to fourteenth centuries, is likewise
associated with the aesthetics of the church festivities. Much more
refined than the simple rondelli, the conductus has up to three parts. The golden age of the conductus
corresponds to the heyday of the school of Notre-Dame (1170-1240), and
among its composers are such names as Pérotin, Guillaume de Châtillon,
Philippe le Chancelier, and Pierre de Blois.
The medieval manuscripts of Switzerland preserve dozens of conducti and rondelli. Especially the popular Parisian works are also found in other sources, some with deviant texts (for example, the rondellus
“Procedenti puero”) or melodic variants (“Marie virginis”). But
approximately a third of the pieces from the Swiss manuscripts are
unica.
The majority of these works were written down in the
fourteenth century, that is to say, a hundred years after the heyday of
the conductus, at a time in which one no longer attempted to note
down innovations - other musical genres attracted the spirit and soul
of the people. The Swiss manuscripts unite the main trends of their
time: the ars nova and the foregoing ars antigua. This
mixture brought forth strange and fantastical forms, unique in their
peculiarity - a kind of “Indian summer” whose charm has nothing to do
with summer or autumn.
The sources of the medieval music
The
rondellus “Veni Sancte spiritus”, which opens the CD, comes, like the
other rondelli (“Pusciolus nobis nascitur”, “Congaudent omnes angeli”,
and “Flore vernat virginali”) from Codex 314 of the Benedictine
Engelberg Abbey. The manuscript was written ca. 1370, thus a hundred
years later than the main source of this genre, the Florentine Codex
Pluteus 29 (Florence, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Pluteus, 29).
The rondelli from Engelberg and those from Florence are similar
in terms of their texts, but not in that of the music. It is above all
the form of the Engelberg rondelli (AbaAabAB) that is typical of the secular rondeaux of the second half of the thirteenth and fourteenth centuries, but it has nothing to do with the usual rondellus
form (aAbB). In addition, the phrases of the Engelberg works are
longer, and they all begin with a melodic extension of the first
syllable of the text. The rondelli of the fourteenth century,
which have not come down to us, possibly also displayed the same
particularities - but possibly they are indeed only found in the
Engelberg Codex.
The two-part conducti of the Engelberg
manuscript (“Unicornis captivatur”, “Ovans chorus scholarium” and “Ortus
dignis Christi signis”) are likewise interesting in terms of the music,
since they employ parallel fifths in the voice leading, which is unique
in sources of medieval music. The French theorist Elias Salomo (second
half of the thirteenth century) even considered them to be dreadful:
“Sed
quare voces non distant aequali numero punctorum? Respondeo:
consonantia vocum, neque natura cantus artificialis nec naturalis hoc
permittit; et si fieret, turpem sonoritatem generaret. Et ita
artificialiter et ordinabiliter positum est in figura, et habet
veritatem, aliter non haberet. [...] Quod manifeste patet; nam si unus
laicus audiret alium laicum cantare in prima bassa voce, bene saliret
recta in tertia, non autem aliquo modo in secunda; vel e contrario de
tertia in prima, sed nunquam in secunda”. — Scientia artis musicae (1274)
“Item statuimus quod
Cantor et Capellanus Beate Marie per se vel alios teneantur semper
pueros choristas et clericos de secunda forma ad hoc habiles in cantu
organico et organicis instrumentis informare et videant quod tam clerici
secundarii quam pueri frequentent missam beate Marie, vel gravissime
puniantur”.
(“But why are the [four]
voices not separated by the same interval? I reply that neither the
consonance of sounds, nor the nature of artificial or natural music
permits this, and, if it is attempted, a dreadful dissonance results.
And thus the relationships are arranged artistically and in good order
in the illustration, in this it possesses truth, in any other way it
does not have it .... All of this is quite evident: for if one layman
should hear another sing the first or lowest voice, he will jump
straightway to the third [voice, i.e., an octave away], not likely to
the second [voice, i.e., a fifth above]; or conversely [he will jump]
from the third to the first, but never to the second [a fourth below].”) —
(Translation by Joseph Dyer)
Nevertheless, the parallel fifths of the Engelberg conducti
sound very good and organic. This kind of parallel voice leading,
together with the peculiarities of the melodic structure, allow the
supposition that all three conducti - or at least “Unicornis captivatur” and “Ortus dignis Christi signis” - are by the same composer.
Another two-part conductus
on this CD - “Virgo Deum generat” - is from one of the St. Gallen
manuscripts, and its composer, as well as that of “Ovans Chorus
Scholarium”, is possibly Gautier de Châtillon (Walter of Châtillon; ca.
1135-1190).
Gautier possibly also wrote “Dum medium selentium
tenement”, which is documented in several manuscripts, including St.
Gallen, Stiftsbibliothek, Ms. 551. One of the St. Gallen manuscripts
preserves another rondellus, “Procedenti puero”, that was well-known in different variants far beyond the borders of Switzerland.
A further monophonic conductus
present in several manuscripts is “Beate virginis” (in Engelberg with
the variant text “Marie virginis”). The Zurich manuscript C58/275
contains a variant of the well-known monophonic conductus “Homo natus ad
laborem” by Philipp the Chancellor (ca. 1160/70- 1236).
The two three-voice conducti
“Quid frustra consumeris” and “Ve proclamet clericorum” are found in
the midst of trouvère songs in the Trouvère Manuscript C, which is today
preserved in Bern.
THE INSTRUMENTS
Up until the
1970s, polyphonic and monophonic music was performed with a wide variety
of instruments. Today we find ourselves in a period that the
musicologist Howard Mayer Brown referred to as “the English a cappella
heresy”, which is basically the rejection of instruments for the
strengthening of vocal parts in medieval polyphony. A number of reasons
have been advanced for this, for example, the scrupulous study of the
sources. Meanwhile, it has become so popular to approach the problem in
this way that any interpretation of religious and paraliturgical music -
also monody - of the Middle Ages that includes the use of instruments
is called into doubt. But when one looks at the twelfth- and
thirteenth-century sources mentioned below, it become clear that this
doubt is unfounded.
The Tractatus de musica (ca. 1272) by
Hieronymus de Moravia (Jérôme de Moravie) is dedicated to the “fratres
ordinis nostri vel alii” (“brothers of our and other orders”). In it he
describes a vielle and the ways to tune it. According to
Hieronymous, the first tuning (d-G-g-d'-d') “et tallis viella, ut prius
patuit, vim modorum omnium comprehendit” (“and the vielle
encompasses all the tones, as it is described here”). The second tuning
(d-G-g-d'-g') is “necessaries est propter laycos et omnes alios cantus,
maxime irregulares, qui frequenter per totum manum discurrere volunt”
(“necessary for religious singing and other kinds of singing, above all
for the irregular singing that often wants to wander over the entire
[Guidonian] hand”).
Hieronymus de Moravia thus offers two
tunings, one for religious singing, and the other for secular music. It
seems that the use of instruments in sacred music did not pose a problem
for him.
In an entry concerning the obligatory instruction of
choristers, the statues of the Collegiate Church of Ottery St. Mary from
ca. 1340 contain the remark “cantu organico et organicis instrumentis”
(“Singing and playing the musical instruments”):
(“Likewise we state that the cantor and chaplain of St.
Mary's, who are responsible for themselves and also for others, instruct
choirboys and qualified clergy of the minor orders in polyphonic
singing and instrumental playing, and it appears that both the minor
clergy as well as the boys attend the Lady Mass in large numbers, or are
severely punished”).
At the end of his description of the carole (chorea/carola
- round dance) danced in the church, Honoré d'Autun (Honoris
Augostodunensis; ca. 1070-after 1139) says in the chapter “De choro”
(“The Church Choir”) of his treatise Gemma anime that “unde en
adhunc in choreis musicis instrumentis uti nituntur” (“also the musical
instruments are used in the round dances, today as in the past”).
A
group of sculptures from the west façade of the Cathedral of Notre-Dame
de Paris, currently in the Musée de Cluny, shows three music-making
angels with vielle, quinterna (citole?), and psaltery.
These are
the instruments that are to be heard on this CD, together with the
tambourine, which Honoré d'Autun mentions as the instrument of the
Virgin Mary, used for the accompaniment of rondelli. — Danil Ryabchikov
ENSEMBLE LABYRINTHUS
The
ensemble for medieval music LABYRINTHUS (direction: Danil Ryabchikov)
was founded in Moscow. The ensemble's musicians perform throughout the
world and are well known in Russia among the aficionados of early and
sacred music.
LABYRINTHUS focuses on the monophonic and
polyphonic vocal music of the twelfth and thirteenth centuries. The name
is taken from the tradition of the medieval labyrinths that played the
main role in the processions in which paraliturgical music was
performed.
CARMINA HELVETICA is a program of conducti and
rondelli from Swiss sources, with the participation of guest artist
Witte-Maria Weber.