Carmina Helvetica  /  Ensemble Labyrinthus








medieval.org | asinamusic.com | discogs.com
Raumklang 3102
2013






1. Veni Sancte Spiritus  [2:25]
rondellus | anonymus • Engelberg 314  —  chant tutti, citole, psaltery, rebec

2. Dum medium silentium tenerent  [10:54]
conductus 2 pt | Gautier de CHÂTILLON? (ca. 1135 - ca. 1190)St. Gallen 551 | Florence, MS Pluteus 29  —  chant MB, citole

3. Pusciolus nobis nascitur  [1:49]
rondellus | anonymus • Engelberg 314  —  chant tutti

4. Procedenti puero  [3:04]
rondellus | anonymus • St. Gallen 10 | Florence, MS Pluteus 29  —  chant VK, PT, AE, percussion

5. Unicornis captivatur  [3:23]
conductus 2 pt | anonymus • Engelberg 314  —  chant WMV, citole

6. Universi populi  [1:21]
conductus 2 pt | anonymus • Engelberg 314  —  psaltery, citole

7. Marie virginis  [2:27]
conductus 2 pt | anonymus • Engelberg 314  —  chant WMV

8. Ovans chorus scholarium  [5:38]
conductus 2 pt | Gautier de CHÂTILLON?Engelberg 314  —  chant WMV, VK

9. Estampie aus Beata Viscera  [2:24]
instrumental | (PÉROTIN, fl. c.1200)  —  citole, vielle

10. Quid frustra consumeris  [1:18]
conductus 3 pt | anonymus • Bern 231  —  chant WMV, MB, VK

11. Ve proclamet clericorum  [0:57]
conductus 3 pt | anonymus • Bern 231  —  chant WMV, MB, VK

12. Homo natus ad laborem  [7:43]   
conductus 1 pt | Philipp the CHANCELLOR (ca. 1160/70—1236)Zürich MS C58\275  —  chant WMV

13. Procedenti puero  [1:42]  instrumental  —  organistrum, rebec

14. Ortus dignis Christi signis  [3:25]
conductus 3 pt | anonymus • Engelberg 314  —  chant WMV, citole

15. Congaudent omnes angeli  [2:31]
rondellus | anonymus • Engelberg 314  —  chant tutti, percussion

16. Virgo Deum generat  [3:00]
conductus 2 pt | Gautier de CHÂTILLON?St. Gallen 9  —  chant WMV, VK

17. Fiore vernat virginali  [2:38]
rondellus | anonymus • Engelberg 314  —  chant tutti, percussion









Ensemble Labyrinthus
Danil Ryabchikov

Witte-Maria Weber — chant | WMW
Maria Batova — chant | MB
Varvara Kotova — chant | VK, psaltery
Polina Terentieva — chant | PT, organistrum
Anna Eliseeva — chant | AE
Danil Ryabchikov - citole
Maria Golubeva - vielle, rebec
Alexandr Manotskov - percussion






QUELLEN / SOURCES
· #1, 3, 5-8, 14, 15, 17 — Engelberg, Stiftsbibliothek, 314
· #2 — St. Gallen, Stiftsbibliothek, 551; Florence, Biblioteca Medicea Laurenziana, MS Pluteus 29
· #4 — St. Gallen, Stiftsbibliothek, 10; Florence, Bibliotheca Medicea Laurenziana, MS Pluteus 29
· #10, 11 — Bern, Stadtbibliothek, 231
· #12 — Zürich, Zentralbibliothek, MS C58\275
· #16 — St. Gallen, Stiftsbibliothek, 9

IMPRESSUM
Die Tonaufnahmen entstanden vom
26. bis 28. Juni 2010 in der Kirche St. Nikolaus in Kotelniki (Moskau).

Produktion: Sebastian Pank (Raumklang), Danil Ryabchikov
Tonaufnahme: Alexander Volkov, Maxim Zdanovich
Schnitt: Vera Ershova
Redaktion: Susanne Ansorg, Johanna Brause
Translation: Howard Weiner
Traduction: Laurence Wuillemin
Fotos: Evgeniy Illarionov, Mila Golubeva, Mark Stepanov, Natalia Sizonenko, Tamara Sukhova, Maria Batova
Grafische Gestaltung: Anna Ihle
Schriftfont: Cassise, Malte Herok

Bestell-Nr.: RK 3102

© + Ⓟ Raumklang 2013




English liner notes







CARMINA HELVETICA
Lateinische Conductus und Rondelli des 12.-14. Jahrhunderts aus Schweizer Klöstern und Bibliotheken

Der Rondellus ist ein Tanz, der sowohl in der Kirche als auch außerhalb ihrer Mauern getanzt wurde. Die religiösen Tänze, im europäischen Mittelalter sehr populär, wurden von der Gesellschaft in sehr verschiedener Weise betrachtet: Manch einer wollte diese Tradition ausrotten - aber sie hat sich als derart stark erwiesen, dass man sogar im heutigen religiösen Leben noch Elemente daraus erkennen kann. Die Blütezeit der religiösen Tänze lag im 13. Jahrhundert. Ihre Existenz ist durch zahlreiche Manuskripte bewiesen, die Tänze enthalten, aufgeschrieben von den Autoren der Schule von Notre-Dame de Paris. Die Texte gehören oft zum Pfingst- oder Osterfestkreis. Jedoch vom musikalischen Standpunkt her sind diese Werke weit entfernt vom Gregorianischen Choral und vom Organum; vielmehr weisen sie eine größere Nähe zu populären Traditionen auf sowie zur Musik der Spielleute. Jean de Grouchy (Johannes de Grocheo), ein Theoretiker des 13. Jahrhunderts, nannte diese Tänze »Rondelli« und bemerkte, dass sie bei Festen von jungen Mädchen und jungen Männern gesungen wurden.

Ein anderes musikalisches Genre der Notre-Dame-Schule, der mehrstimmige Conductus, eine lateinische Liedgattung des 12. bis 14. Jahrhunderts, steht gleichfalls in Zusammenhang mit der Ästhetik der Kirchenfeste. Viel raffinierter als die einfachen Rondelli, hat der Conductus bis zu drei Stimmen. Sein Goldenes Zeitalter korrespondiert mit der Blütezeit der Schule von Notre-Dame (1170-1240). Unter den Komponisten finden sich Namen wie Pérotin, Guillaume de Châtillon, Philippe le Chancelier und Pierre de Blois.

Die mittelalterlichen Manuskripte der Schweiz überliefern Dutzende von Conductus und Rondelli. Insbesondere die populären Pariser Werke finden sich auch in anderen Quellen, einige mit abweichenden Texten (z.B. der Rondellus »Procedenti puero«) oder melodischen Varianten (»Marie virginis«). Aber ungefähr ein Drittel der Stücke aus den Schweizer Handschriften sind tatsächlich Unika.

Die Mehrzahl dieser Werke wurde im 14. Jahrhundert aufgezeichnet, das heißt 100 Jahre nach der Blütezeit der Conductus: In einer Zeit, in der man nicht mehr versucht hat, Neuheiten aufzuzeichnen - es waren andere musikalische Gattungen, die Geist und Seele des Publikums anzogen. Die Schweizer Handschriften haben die beiden Hauptströmungen ihrer Zeit vereint: Die Ars Nova und die vorhergehende Ars Antigua. Diese Mischung hat eigenartige und wunderliche Formen hervorgebracht, in ihrer Besonderheit einzigartig - eine Art »Indian summer«, dessen Charme nichts mit Sommer oder Herbst zu tun hat.


Die Quellen der mittelalterlichen Musik

Der Rondellus »Veni Sancte Spiritus«, der die CD eröffnet, stammt ebenso wie die anderen Rondelli (»Pusciolus nobis nascitur«, »Congaudent omnes angeli« und »Flore vernat virginali«) aus dem Deutsch Codex 314 der Benediktinerabtei Engelberg. Das Manuskript wurde um 1370 geschrieben, also 100 Jahre später als die Hauptquelle dieser Gattung, der Florentiner Codex Pluteus 29 (Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Pluteus, 29). Die Rondelli aus Engelberg und die aus Florenz ähneln einander bezüglich ihrer Texte, aber nicht in musikalischer Hinsicht. Vor allem ist es die Form der Engelberger Rondelli (AbaAabAB), die typisch ist für weltliche Rondeaux der zweiten Hälfte des 13. und des 14. Jahrhunderts, aber nichts zu tun hat mit der üblichen Rondellus-Form (aAbB). Außerdem sind die Phrasen der Engelberger Werke länger und sie beginnen alle mit einer melodischen Verlängerung der ersten Textsilbe. Vielleicht weisen die Rondelli des 14. Jahrhunderts, die uns nicht überliefert sind, dieselben Besonderheiten auf - möglicherweise aber sind sie tatsächlich nur dem Codex Engelberg zu eigen.

Die zweistimmigen Conductus der Engelberger Handschrift (»Unicornis captivatur«, »Ovans chorus scholarium« und »Ortus dignis Christi signis«) sind gleichfalls in musikalischer Hinsicht interessant, da sie parallele Quinten in der Stimmführung verwenden: Einzigartig in allen Quellen der mittelalterlichen Musik. Der französische Theoretiker Elias Salomo (zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts) befand sie sogar für hässlich:

»Sed quare voces non distant aequali numero punctorum? Respondeo: consonantia vocum, neque natura cantus artificialis nec naturalis hoc permittit; et si fieret, turpem sonoritatem generaret. Et ita artificialiter et ordinabiliter positum est in figura, et habet veritatem, aliter non haberet. [...] Quod manifeste patet; nam si unus laicus audiret alium laicum cantare in prima bassa voce, bene saliret recta in tertia, non autem aliquo modo in secunda; vel e contrario de tertia in prima, sed nunquam in secunda.« — Scientia artis musicae (1274)

(»Aber warum halten die Stimmen nicht den gleichen Abstand? Ich antworte: Der Zusammenklang der Stimmen, weder der nach ihrer Art künstlichen noch der natürlichen, lässt dies nicht zu; wenn es aber doch geschieht, erzeugt es einen entstellten [Wohl]klang. Und so ist es kunstreicher und mehr nach der Ordnung, die es sonst nicht gäbe, wenn sie [die zweite Stimme] in Figuren gesetzt ist [...]«).

Dennoch klingen die parallelen Quinten der Engelberger Conductus sehr gut und organisch. Diese Art der parallelen Stimmführung, gemeinsam mit den Besonderheiten der Melodiestruktur, lässt darauf schließen, dass alle drei Conductus - zumindest »Unicornis captivatur« und »Ortus dignis Christi signis« - denselben Verfasser haben.

Ein anderer zweistimmiger Conductus dieser CD - »Virgo Deum generat« - stammt aus einer der St. Galler Handschriften. Sein Verfasser ist möglicherweise Gautier de Châtillon (um 1135-1190), wie auch von »Ovans Chorus Scholarium«.

Vielleicht hat Gautier de Châtillon auch das in mehreren Handschriften bezeugte »Dum medium silentium tenerent« geschrieben, das sich ebenfalls in der St. Gallener Stiftsbibliothek unter der Nummer 551 findet. Eins der St. Galler Manuskripte überliefert mit »Procedenti puero« einen weiteren Rondellus, der in verschiedenen Varianten weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt war.

Ein weiterer in mehreren Handschriften aufgeführter einstimmiger Conductus ist »Beate virginis« (in Engelberg in veränderter Textform: »Marie virginis«). Die Züricher Handschrift C58\275 enthält eine Variante des bekannten einstimmigen Conductus »Homo natus ad laborem« von Philippe le Chancelier (um 1160/70-1236).

Die beiden dreistimmigen Conductus »Quid frustra consumeris« und »Ve proclamet clericorum« befinden sich mitten unter Trouvère-Liedern in der Trouvère-Handschrift C, die heute in Bern liegt.


DIE INSTRUMENTE

Bis in die 70er Jahre wurde mehrstimmige und einstimmige Musik mit den verschiedensten Instrumenten aufgeführt. Heute befinden wir uns in einer Periode, die der Musikwissenschaftler Howard Mayer Brown als »The English a cappella heresy« bezeichnete, was gleichzusetzen ist mit der Ablehnung von Instrumenten zur Verstärkung der Vokalpartien mittelalterlicher Polyphonie. Mehrere Gründe wurden dafür vorgeschoben, z.B. das gewissenhafte Studium der Quellen. Mittlerweile ist es populär geworden, das Problem auf diese Weise anzugehen, dass jegliche Interpretation mittelalterlicher religiöser und paraliturgischer Musik - auch der Monodien - unter Beteiligung von Instrumenten in Zweifel gezogen wird. Aber wenn man die unten erwähnten Quellen des 12. und 13. Jahrhunderts ansieht, wird klar, dass diese Zweifel unbegründet sind.

Das Werk des Hieronymus de Moravia/Jérôme de Moravie (bekannt unter dem Namen »Tractatus de musica«, um 1272) ist den »fratres ordinis nostri sel alii« gewidmet, den (»Brüdern unseres und anderer Orden«). Er beschreibt hier eine Fidel und die Arten, sie zu stimmen. Nach ihm ist die erste Stimmung (dGgd'd')) »et tallis viella, ut prius patuit, vim modorum omnium comprehendit« (»und die Fidel umfasst alle Töne, wie es hier beschrieben ist«). Die zweite Stimmung (dGgd'g') ist für ihn »necessarius est propter laycos et omnes alios cantus, maxime irregulares, qui frequenter per totum manum discurrere volunt« (»nötig für den religiösen Gesang und andere Arten des Gesanges, vor allem für den unregelmäßigen Gesang, der oftmals über die gesamte [Guidonische] Hand wandern möchte«.)

Hieronymus de Moravia offeriert zwei Stimmungen, eine für den religiösen Gesang und die andere für die weltliche Musik. Es scheint, dass die Verwendung von Instrumenten in der geistlichen Musik für ihn kein Problem darstellte.

Das Statut der »Collegiate Church of Ottery St. Mary « (um 1340) enthält in einem Artikel über die obligatorische Unterweisung der Choristen die Bemerkung »cantu organico et organicis instrumentis« (»Gesang und Spiel der Musikinstrumente«):

»Item statuimus quod Cantor et Capellanus Beate Marie per se sel alios teneantur semper pueros choristas et clericos de secunda forma ad hoc habiles in cantu organico et organicis instrumentis informare et vide-ant quod tam clerici secundarii quam pueri frequentent missam beate Marie, sel gravissime puniantur.«

(»Ebenso stellen wir fest, dass Kantor und Kapellan von St. Marien, die für sich selbst und auch andere verantwortlich sind, Chorknaben und dafür geeignete Geistliche niederer Weihen (z.B. Lektoren, Akolythen, Subdiakone) im mehrstimmigen Gesang und Instrumentenspiel unterrichten und es scheint, dass sowohl die niederen Geistlichen als auch die Knaben die Marienmesse zahlreich besuchen, oder hart bestraft werden.«)

Honoré d'Autun (Honoris Augostodunensis, um 1070-nach 1139) sagt - am Ende seiner Beschreibung der in der Kirche getanzten carole (chorea/carola - Rundtanz) im Kapitel »De choro« (Vom Kirchenchor) seines Traktates »Gemma anime«, dass »unde et adhunc in choreis musicis instrumentis uti nituntur« (»also die Musikinstrumente in den Rundtänzen verwendet werden, heute wie früher«).

Eine Skulpturengruppe von der Westfassade der Kathedrale Notre-Dame de Paris, heute im Musée de Cluny, zeigt drei musizierende Engel mit Fidel, Quin-terne (Citole?) und Psalterium.

Das sind die Instrumente, die auf dieser CD zu hören sind - zusammen mit dem von Honoré d'Autun erwähnten Tamburin als Instrument der Jungfrau Maria, verwendet zur Begleitung von Rondelli.

Danil Ryabchikov, Übersetzung: Susanne Ansorg


ENSEMBLE LABYRINTHUS

Das Ensemble für mittelalterliche Musik LABYRINTHUS (Leitung: Danil Ryabchikov) wurde in Moskau gegründet. Die Musiker des Ensembles konzertieren weltweit und sind bestens bekannt in Russland unter den Liebhabern Alter und geistlicher Musik.

LABYRINTHUS befasst sich mit ein- und mehrstimmiger Vokalmusik des 12. und 13. Jahrhunderts. Der Name stammt aus der Tradition der mittelalterlichen Labyrinthe, die die Hauptrolle bei Prozessionen spielten, bei denen paraliturgische Musik aufgeführt wurden.

CARMINA HELVETICA ist ein Programm mit Conductus und Rondelli aus Schweizer Quellen. Unter besonderer Mitwirkung von Witte-Maria Weber.






CARMINA HELVETICA
Latin Conductus and Rondelli of the 12th to 14th Centuries from Swiss Monasteries

The rondellus is a dance that is performed both in the church as well as outside its walls. Religious dances, which were very popular during the European Middle Ages, were viewed by the society in very different ways: many wanted to eradicate this tradition - but it proved to be so strong that one can perceive elements of it even in today's religious life. The heyday of religious dance was in the thirteenth century. Its existence is documented by numerous manuscripts that contain dances, written by the composers of the school of Notre-Dame de Paris. The texts often deal with the celebrations for Easter or Pentecost. But from the musical point of view, these works are far removed from Gregorian chant and from organum; rather, they show a greater nearness to the popular traditions and to the music of the minstrels. Jean de Grouchy (Johannes de Grocheo), a thirteenth-century theorist, called these dances “rondelli”, and remarked that they were sung at festivals by young girls and young men.

Another musical genre of the Notre-Dame school, the polyphonic conductus, a Latin song genre of the twelfth to fourteenth centuries, is likewise associated with the aesthetics of the church festivities. Much more refined than the simple rondelli, the conductus has up to three parts. The golden age of the conductus corresponds to the heyday of the school of Notre-Dame (1170-1240), and among its composers are such names as Pérotin, Guillaume de Châtillon, Philippe le Chancelier, and Pierre de Blois.

The medieval manuscripts of Switzerland preserve dozens of conducti and rondelli. Especially the popular Parisian works are also found in other sources, some with deviant texts (for example, the rondellus “Procedenti puero”) or melodic variants (“Marie virginis”). But approximately a third of the pieces from the Swiss manuscripts are unica.

The majority of these works were written down in the fourteenth century, that is to say, a hundred years after the heyday of the conductus, at a time in which one no longer attempted to note down innovations - other musical genres attracted the spirit and soul of the people. The Swiss manuscripts unite the main trends of their time: the ars nova and the foregoing ars antigua. This mixture brought forth strange and fantastical forms, unique in their peculiarity - a kind of “Indian summer” whose charm has nothing to do with summer or autumn.


The sources of the medieval music

The rondellus “Veni Sancte spiritus”, which opens the CD, comes, like the other rondelli (“Pusciolus nobis nascitur”, “Congaudent omnes angeli”, and “Flore vernat virginali”) from Codex 314 of the Benedictine Engelberg Abbey. The manuscript was written ca. 1370, thus a hundred years later than the main source of this genre, the Florentine Codex Pluteus 29 (Florence, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Pluteus, 29). The rondelli from Engelberg and those from Florence are similar in terms of their texts, but not in that of the music. It is above all the form of the Engelberg rondelli (AbaAabAB) that is typical of the secular rondeaux of the second half of the thirteenth and fourteenth centuries, but it has nothing to do with the usual rondellus form (aAbB). In addition, the phrases of the Engelberg works are longer, and they all begin with a melodic extension of the first syllable of the text. The rondelli of the fourteenth century, which have not come down to us, possibly also displayed the same particularities - but possibly they are indeed only found in the Engelberg Codex.

The two-part conducti of the Engelberg manuscript (“Unicornis captivatur”, “Ovans chorus scholarium” and “Ortus dignis Christi signis”) are likewise interesting in terms of the music, since they employ parallel fifths in the voice leading, which is unique in sources of medieval music. The French theorist Elias Salomo (second half of the thirteenth century) even considered them to be dreadful:

“Sed quare voces non distant aequali numero punctorum? Respondeo: consonantia vocum, neque natura cantus artificialis nec naturalis hoc permittit; et si fieret, turpem sonoritatem generaret. Et ita artificialiter et ordinabiliter positum est in figura, et habet veritatem, aliter non haberet. [...] Quod manifeste patet; nam si unus laicus audiret alium laicum cantare in prima bassa voce, bene saliret recta in tertia, non autem aliquo modo in secunda; vel e contrario de tertia in prima, sed nunquam in secunda”. — Scientia artis musicae (1274)

(“But why are the [four] voices not separated by the same interval? I reply that neither the consonance of sounds, nor the nature of artificial or natural music permits this, and, if it is attempted, a dreadful dissonance results. And thus the relationships are arranged artistically and in good order in the illustration, in this it possesses truth, in any other way it does not have it .... All of this is quite evident: for if one layman should hear another sing the first or lowest voice, he will jump straightway to the third [voice, i.e., an octave away], not likely to the second [voice, i.e., a fifth above]; or conversely [he will jump] from the third to the first, but never to the second [a fourth below].”) — (Translation by Joseph Dyer)


Nevertheless, the parallel fifths of the Engelberg conducti sound very good and organic. This kind of parallel voice leading, together with the peculiarities of the melodic structure, allow the supposition that all three conducti - or at least “Unicornis captivatur” and “Ortus dignis Christi signis” - are by the same composer.

Another two-part conductus on this CD - “Virgo Deum generat” - is from one of the St. Gallen manuscripts, and its composer, as well as that of “Ovans Chorus Scholarium”, is possibly Gautier de Châtillon (Walter of Châtillon; ca. 1135-1190).

Gautier possibly also wrote “Dum medium selentium tenement”, which is documented in several manuscripts, including St. Gallen, Stiftsbibliothek, Ms. 551. One of the St. Gallen manuscripts preserves another rondellus, “Procedenti puero”, that was well-known in different variants far beyond the borders of Switzerland.

A further monophonic conductus present in several manuscripts is “Beate virginis” (in Engelberg with the variant text “Marie virginis”). The Zurich manuscript C58/275 contains a variant of the well-known monophonic conductus “Homo natus ad laborem” by Philipp the Chancellor (ca. 1160/70- 1236).

The two three-voice conducti “Quid frustra consumeris” and “Ve proclamet clericorum” are found in the midst of trouvère songs in the Trouvère Manuscript C, which is today preserved in Bern.


THE INSTRUMENTS

Up until the 1970s, polyphonic and monophonic music was performed with a wide variety of instruments. Today we find ourselves in a period that the musicologist Howard Mayer Brown referred to as “the English a cappella heresy”, which is basically the rejection of instruments for the strengthening of vocal parts in medieval polyphony. A number of reasons have been advanced for this, for example, the scrupulous study of the sources. Meanwhile, it has become so popular to approach the problem in this way that any interpretation of religious and paraliturgical music - also monody - of the Middle Ages that includes the use of instruments is called into doubt. But when one looks at the twelfth- and thirteenth-century sources mentioned below, it become clear that this doubt is unfounded.

The Tractatus de musica (ca. 1272) by Hieronymus de Moravia (Jérôme de Moravie) is dedicated to the “fratres ordinis nostri vel alii” (“brothers of our and other orders”). In it he describes a vielle and the ways to tune it. According to Hieronymous, the first tuning (d-G-g-d'-d') “et tallis viella, ut prius patuit, vim modorum omnium comprehendit” (“and the vielle encompasses all the tones, as it is described here”). The second tuning (d-G-g-d'-g') is “necessaries est propter laycos et omnes alios cantus, maxime irregulares, qui frequenter per totum manum discurrere volunt” (“necessary for religious singing and other kinds of singing, above all for the irregular singing that often wants to wander over the entire [Guidonian] hand”).

Hieronymus de Moravia thus offers two tunings, one for religious singing, and the other for secular music. It seems that the use of instruments in sacred music did not pose a problem for him.

In an entry concerning the obligatory instruction of choristers, the statues of the Collegiate Church of Ottery St. Mary from ca. 1340 contain the remark “cantu organico et organicis instrumentis” (“Singing and playing the musical instruments”):

“Item statuimus quod Cantor et Capellanus Beate Marie per se vel alios teneantur semper pueros choristas et clericos de secunda forma ad hoc habiles in cantu organico et organicis instrumentis informare et videant quod tam clerici secundarii quam pueri frequentent missam beate Marie, vel gravissime puniantur”.

(“Likewise we state that the cantor and chaplain of St. Mary's, who are responsible for themselves and also for others, instruct choirboys and qualified clergy of the minor orders in polyphonic singing and instrumental playing, and it appears that both the minor clergy as well as the boys attend the Lady Mass in large numbers, or are severely punished”).


At the end of his description of the carole (chorea/carola - round dance) danced in the church, Honoré d'Autun (Honoris Augostodunensis; ca. 1070-after 1139) says in the chapter “De choro” (“The Church Choir”) of his treatise Gemma anime that “unde en adhunc in choreis musicis instrumentis uti nituntur” (“also the musical instruments are used in the round dances, today as in the past”).

A group of sculptures from the west façade of the Cathedral of Notre-Dame de Paris, currently in the Musée de Cluny, shows three music-making angels with vielle, quinterna (citole?), and psaltery.

These are the instruments that are to be heard on this CD, together with the tambourine, which Honoré d'Autun mentions as the instrument of the Virgin Mary, used for the accompaniment of rondelli. — Danil Ryabchikov


ENSEMBLE LABYRINTHUS

The ensemble for medieval music LABYRINTHUS (direction: Danil Ryabchikov) was founded in Moscow. The ensemble's musicians perform throughout the world and are well known in Russia among the aficionados of early and sacred music.

LABYRINTHUS focuses on the monophonic and polyphonic vocal music of the twelfth and thirteenth centuries. The name is taken from the tradition of the medieval labyrinths that played the main role in the processions in which paraliturgical music was performed.

CARMINA HELVETICA is a program of conducti and rondelli from Swiss sources, with the participation of guest artist Witte-Maria Weber.