Sinnliches Mittelalter
Dulamans Vröudenton






IMAGEN





1 - Ductia (Nota)   [3:06]
Musik: Handschrift, 2. Hälfte 13. Jahrhundert, London Brit. Mus. Harl. 978
Claves, Darabuka, Dombak, Tenor-Baßgambe, Garkleinblockflöte, Kuhhörner, Österreichische Drehleier

2 - Der Prem   [3:17]
Text und Musik: Neidhart "von REUENTAL" (1. Hälfte 13. Jahrhundert), Handschrift ca. 1460, Berlin mgf 779
Irische Harfe, Dulcimer, Sopranblockflöte, großes und kleines Tamburin; Gesang: Andreas Gutenthaler

3 - Trotto   [3:14]
Musik: Handschrift um 1400 London, Brit. Mus. Add. 29987
Schnurtrommel, Sopranblockflöte, Tenorblockflöte, Zinnschnabelflöte, Fingerzimbeln

4 - Owe   [4:06]
Text: Heinrich von Morungen (um 1200), überliefert in der "Manessischen Liederhandschrift", Anfang 14. Jahrhundert, Heidelberg cpg 848
Musik: Thomas SCHALLABÖCK (1987)
Schoßharfe, Dulcimer, Baßblockflöte; Gesang: Andreas Gutenthaler und Marie-Kathrin Melnitzky

5 - Kalenda Maya   [4:25]
Musik: überliefert durch Raimbaut de VAQUEIRAS († 1207), Paris Bibl. Nat. f. fr. 22543
Gotische Harfe, Fingerzimbeln, Soprankrummhorn, Österreichische Drehleier, großes Tamburin, Altblockflöte

6 - Traege Minne   [2:22]
Text: Schulmeister von Eßlingen (2. Hälfte 13. Jahrhundert), "Manessische Liederhandschrift"
Musik: Marie-Kathrin MELNITZKY (1989)
Gotische Harfe; Gesang: Thomas Schallaböck

7 - Lamento und Rotta   [4:14]
Musik: Handschrift um 1400, London Brit. Mus. Add. 29987
Tenorblockflöte, Diskantgambe, Hölzenes G'lachter, Dulcimer, Krummhorn, Tenorcornamuse

8 - Stille Minne   [5:24]
Text: Walther von der Vogelweide (ca. 1170-1230), "Manessische Liederhandschrift"; "Würzburger Handschrift", 1. Hälfte 14. Jahrhundert, München Cod. Ms. 731; Handschrift (seit 1945 verschollen), Ende 13. Jahrhundert, ehemals Preuß. Staatsbibl. Berlin mgo 682; "Wolfenbütteler Fragmente", Ende 13. Jahrhundert, Landeskirchl. Archiv Braunschweig H 1a
Musik: Thomas SCHALLABÖCK (1990)
Altblockflöte, Österreichische Drehleier, Sopraninoblockflöte, Französische Drehleier, Irische Harfe; Gesang: Marie-Kathrin Melnitzky

9 - Minne Fröiden Spil (Ditz ist ein reie)   [3:52]
Text: Ulrich von Lichtenstein (ca. 1200-1275), "Manessische Liederhandschrift" und Handschrift um 1300 München cgm 44
Musik: Alois PAGITSCH (1990)
Altblockflöte, Gotische Harfe mit Schnarre, Tenor-Baßgambe, großes Tamburin, Sopranblockflöte; Gesang: Andreas Gutenthaler und Peter Giesmann

10 - Oxford Dance   [3:52]
Musik: Handschrift, 2. Hälfte 13. Jahrhundert, Oxford Bodl. Lib. Douce 139
Schoßharfe, Deutsche Laute, Sopranblockflöte, Dulcimer

11 - Trautes Berbelin   [5:53]
Text und Musik: Oswald von WOLKENSTEIN (ca. 1377-1445), Handschrift A, 1. Hälfte 15. Jahrhundert, Österr. Nat. bibl. Wien nr. 2777; Handschrift B, 1. Hälfte 15. Jahrhundert, Univ. bibl. Innsbruck; Handschrift C, Mitte 15. Jahrhundert, Mus Fer. Innsbruck
Dulcimer, Baßblockflöte; Gesang: Andreas Gutenthaler und Marie-Kathrin Melnitzky, Sprecher: Thomas Schallaböck

12 - Danza (Salterello)   [4:48]
Musik: Handschrift um 1400, London Brit. Mus. Add. 29987
Gotische Harfe mit Schnarre, Dombak, Deutsche Laute, Diskantgambe, Fingerzimbeln, Altcornamuse

13 - Das Kühhorn (Untarnslaf)   [2:42]
Text und Musik: MÖNCH von SALZBURG (2. Hälfte 14. Jahrhundert), Mondsee-Wiener Handschrift 1472, Österr. Nat. bibl. Wien nr. 2856
Französische Drehleier; Gesang: Thomas Schallaböck und Marie-Kathrin Melnitzky, Chorus

14 - Der Büttner   [4:43]
Text: Gottfried von Neifen (13. Jahrhundert), "Manessische Liederhandschrift"
Musik: Thomas SCHALLABÖCK (1989)
Tenorcornamuse, Gotische Harfe mit Schnarre, Krummhorn, Österreichische Drehleier, Sopraninoblockflöte, Schellenkranz, großes Tamburin; Gesang: Andreas Gutenthaler













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Salzburger Ensemble für Alte Musik
Dulamans Vröudenton

Peter Giesmann · Blasinstrumente, Gesang
Andreas Gutenthaler · Zupfinstrumente, Gesang
Marie-Kathrin Melnitzky · Harfe, Gesang
Thomas Schallaböck · Drehleier, Gesang



Die verwendeten Instrumente:
Blockflöten (Garklein, Sopranino, Sopran, Alt, Tenor, Baß), Claves, Cornamusen (Alt, Tenor), Darabuka, Deutsche Laute, Dombak, Drehleiern (Österreichische Drehleier, Französische Drehleier), Dulcimer, Fingerzimbeln, Gamben (Diskant, Tenor-Baß), Harfen (Gotische Harfe, Schoßharfe, Irische Harfe), Hölzenes G'lachter, Soprankrummhorn, Kuhhörner, Schellenkranz, Schnurtrommel, Tamburine, Voces humanae, Zinnschnabelflöte










Wortlust, Entsagung und Sinnenfreude: Überlegungen zur mittelalterlichen Liebeslyrik


Etwa ab 1100 herum begannen die führenden Schichten im lateinisch-christlichen Europa, genauer gesagt: die Männer des weltlichen Adels, aber teilweise auch der Geistlichkeit, ein neues Gesellschaftsspiel an ihren Höfen: nämlich das öffentliche Singen und Sprechen über Liebe in allen ihren Formen. Diese neue Wortlust negierte die von der kirchlichen Moral propagierten Werte und beschäftigte sich stattdessen mit etwas sehr Weltlichem: den Frauen und den Beziehungen mit ihnen. Besonders aufreizend war es, daß hier von Dingen und Verhältnissen gesprochen wurde, die eigentlich verboten waren: es handelte sich nämlich in den Liedern fast ausschließlich um Beziehungen zwischen Herren und Damen, Männern und Frauen, die nicht miteinander verheiratet waren - denn das Ideal der Liebesehe wurde damals in den höfischen Romanen erst als Utopie entdeckt, und in der Heiratspraxis des Adels spielten Fragen der dynastischen Beziehungen, von Macht und Geld die entscheidende Rolle, nicht aber Liebe oder gar Leidenschaft. Und von daher wäre es völlig falsch, diese Lieder als Abbild der damaligen Realität aufzufassen.

Die Liebeslieder der okzitanischen Trobadors, der nordfranzösischen Trouveres und der deutschsprachigen "Minnesänger" hatten aber natürlich dennoch einen starken Bezug zur damaligen Lebenswirklichkeit: sie formulieren die Wunschträume, Ängste und Wertvorstellungen der "Oberen Zehntausend", d. h. sie thematisieren "Männerphantasien" des Adels jener Zeit. Dabei entwickelten die Sänger (sowie einige wenige Sängerinnen in Südfrankreich) verschiedene Lösungen: Lieder, in denen von Liebesfreude und gelegentlich auch derber Lust gesprochen wird, aber auch Lieder, in denen der erotische Trieb in der unterschiedlichsten Weise sublimiert wird, in denen die weltliche Frau zur hohen "Herrin" ("Domina" = "Dame"), ja fast zur himmlischen Maria erhöht und damit ins Unerreichbare entrückt wird, in denen sich gelegentlich eine fast masochistisch wirkende Lust am Leid der Liebe, an der Entsagung und einer weltlichen Askese findet. Nur diese Lieder von der unerreichbaren Dame und dem damit verbundenen Liebesleid sollten als "Minnelieder", als Lieder der sog. "Hohen Minne" bezeichnet werden; aber daneben dürfen die vielen anderen Lieder, die von erfüllter Liebe und Sinnenlust reden, keineswegs vergessen werden: lange Zeit haben sich Nachwelt und Forschung, aus modernen Moralvorstellungen heraus, vorwiegend für die Lieder dieser moralkonformen "Hohen Minne" interessiert und damit hinsichtlich der Erotik ein falsches Bild der Mittelalters gezeichnet.

Insgesamt war das christliche Mittelalter, wie fast jede patriarchalische Gesellschaft mit strengen Moral-Regeln, durch eine Vorstellung gekennzeichnet, die die moderne Psychologie als "gespaltenes Frauenbild" bezeichnet, nämlich dem Gegeneinander von Verführerin und Heiliger, christlich formuliert: von Eva und Maria. Und wie in allen vergleichbaren Gesellschaften nahmen sich die Männer viele Freiheiten heraus, und zwar solange, als sie damit die Besitzrechte anderer Männer an deren Frauen (d.h. Ehefrau, Töchter und Schwestern) nicht verletzten oder ehrenrührige Skandale verursachten. Auch damals galt die Devise: "Si fa, ma non parla" ("Man tut es, redet aber nicht darüber") - sowie vor allem: "Sich nicht erwischen lassen", denn das konnte für die Beteiligten schlimme Konsequenzen an Leib und Leben haben.

Die in dieser Sammlung dargebotenen Lieder handeln auf ganz unterschiedliche Weise von der offiziell verpönten, in Wirklichkeit aber nicht unterdrückbaren und daher sicherlich heftig praktizierten "Sinnenlust" ihrer Epoche sowie den damit verbundenen Problemen. Dabei ist das Folgende wichtig: Die damaligen Aufführungen waren durch ein hohes Maß an Improvisation gekennzeichnet. Vorgegeben und in den Handschriften auch notiert ist der Verlauf der Melodie, alles andere, also Tempo, Ausdruck, instrumentale Begleitung, mußten die Musiker und Musikerinnen, die "spilman" und "spilwîp", gemäß ihrem Können, dem damals Üblichen und den Wünschen des Publikums schöpferisch hinzufügen. Einen solchen improvisierenden Umgang, vergleichbar mit heutigen Gewohnheiten in der Musik der europäischen Folklore, der Araber (die im Mittelalter für die Europäer vorbildlich waren) sowie im Jazz, muß daher jedes moderne Ensemble erarbeiten und vorweisen - und zu dieser schöpferischen Freiheit gehört es auch, Melodien zu erfinden (solange sie nur nicht als "original" ausgegeben werden). Damals wie heute gilt letztlich: "Erlaubt ist, was gefällt!"

Ulrich Müller




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Ductia (Nota)
Um 1300 nennt der französische Musiktheoretiker Johannes de Grocheo die Tanzform der Ductia ein "mit gebührendem Takt gemessenes Tonstück, weil die Rhythmen die Bewegungen der Ausführenden bestimmen und den Sinn des Menschen zu zierlicher Bewegung nach den Regeln der Tanzkunst anfeuern".

Der Prem
Neidhart, der wohl erfolgreichste "Liedermacher" des deutschen Mittelalters, wirkte zwischen ca. 1210 und 1240 in Bayern und Österreich. Als Erfinder einer raffinierten Kontrastpoesie läßt er die Welt des Adels auf die der Bauern prallen, indem er das Modell des "Minnesangs" in die bäuerliche Gegenwelt transponiert.
Der Sänger hat mit seinem Liebeswerben kein Glück bei der angebeteten, adeligen Dame. Er läßt von ihr ab, um sich mit den Bauern am Tanz zu erfreuen.

Trotto
Hier handelt es sich um den einzig überlieferten Trotto, einen schnellen Schrittanz.

Owe
Über Heinrich von Morungen weiß man nur wenig: Wahrscheinlich stammte er aus Morungen in Thüringen und verlebte seine letzten Jahre im Thomas-Kloster zu Leipzig (also am gleichen Ort, wo später Johann Sebastian Bach wirkte). Sein "Tagelied" gilt als einer der schönsten Texte des Mittelalters.
Der Trennungsschmerz der beiden Liebenden steht im Mittelpunkt aller Tagelieder. Die Sonne, sonst Botin von Glück und Freude, bedeutet hier das genaue Gegenteil, denn sie könnte etwas ans Tageslicht bringen, was in dunkler Verborgenheit bleiben muß: zwei Liebende haben verbotenerweise eine Nacht miteinander verbracht. Nach ihrer Trennung erinnern sie sich nochmals an die Stunden der Sinnlichkeit.
Die Miniatur von Heinrich von Morungen aus der Manessischen Liederhandschrift schmückt unser Titelbild. Vielleicht ist sie eine Illustration zu seinem Tagelied "Owe". Der kleine Hund, den die Dame im Arm hält, steht als Symbol für die Treue ihrer Liebe.


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Kalenda Maya
Der Trobador Raimbaut schrieb den Text dieses Liebesliedes am Hofe seines Gönners des Marquis Bonifaz II. von Monferrat in Nordwestitalien. In der Vorrede zum Lied wird erzählt, woher die Melodie kam:
"Da erschienen zwei Jongleure (Spielleute) aus Nordfrankreich am Hofe des Marquis, die gut fiedeln konnten. Eines Tages spielten sie eine Stampida, die dem Marquis, den Rittern und den Damen besonders gefiel ... Dieses Lied wurde geschrieben auf die Töne der Stampida, die die Jongleure auf ihren Fiedeln spielten."
Bei der vorliegenden Aufnahme erklingt die Melodie wieder in der ursprünglichen Fassung als reines Instrumentalstück.

Traege Minne
Vom Schulmeister von Eßlingen (einer freien Reichsstadt in Schwaben) sind nur neun Spruchstrophen in der Tradition Walthers von der Vogelweide und zwei Lieder in der Nachfolge Gottfrieds von Neifen überliefert. Zu seiner Biographie gibt es nur sehr vage Vermutungen. Da der Minnesang fast ausschließlich von Männern ausgeübt wurde, könnte man diese Kunst auch als Sammelsurium von Männerphantasien und (sicherlich seltener) wahren Erlebnissen betrachten. Wenn schon nicht die männliche Potenz (zum Teil auf geradezu peinliche Weise) hervorgehoben wurde, so zweifelte doch niemand an ihr. Das Lied des Schulmeisters stellt daher ein absolutes Unikum dar.

Lamento und Rotta
Der Titel des zweiteiligen Instrumentalstückes spielt auf die Geschichte von Tristan und Isolde an: Tristan klagt im Exil über sein Schicksal und seine unglückliche Liebe. Das langsame Thema des Lamentos wird in einem zweiten, schnellen Satz, der Rotta, rhythmisch und melodisch variiert.

Stille Minne
Weder die Herkunft noch die Abstammung des bedeutendsten Dichters des deutschen Mittelalters sind bekannt. Aus seinen Liedern erfahren wir, daß er ein fahrender Berufssänger war.
Neben den rund 140 politischen, religiösen und didaktischen Sangspruchstrophen schrieb er auch über 70 mehrstrophige Lieder - überwiegend zum Thema "Liebe", in denen er die Theorie der "Hohen Minne" oftmals in Frage stellt.
Walther stellt das Grundproblem des Minnewesens in den Mittelpunkt dieses Liedes: wie soll man sich entscheiden zwischen Geist und Trieb, Gesetz und Individuum, äußerer Moral und innerer Sehnsucht?

Minne Fröiden Spil (Ditz ist ein reie)
Aus einem steirischen Ministerialengeschlecht stammend bekleidete Ulrich seit 1244 hohe Verwaltungsstellen wie Truchseß, Marschall und Landrichter. Seine als Autobiographie stilisierte Verserzählung "Frauendienst" (ca. 1255) enthält 58 Minnelieder; die sozusagen als Vorbild für die "ritterlichen Annäherungskünste" dienen können.
Daß Ulrich von Lichtenstein mit diesem Lied nicht dem Ideal der entsagenden "Hohen Minne" nachstrebt, wird schnell deutlich: Nach der gebührenden Werbung um die Frau soll die sinnliche Umarmung folgen.

Oxford Dance
Dies vielleicht älteste erhaltene Instrumentalstück des Mittelalters gibt den Musikwissenschaftlern viele Rätsel auf, nicht zuletzt wegen der vielen Korrekturen in der Handschrift und dem eigenartigen Melodie-verlauf.

Trautes Berbelin
Der Südtiroler Landadelige Oswald war ein wortgewaltiger Dichter und guter Musiker. Da er überdies in seiner Heimat sowie zeitweise auch im Dienst König Sigmunds eine wichtige Rolle spielte, gibt es sehr viele Informationen über sein Leben und seine weiten Reisen.
Drei Sammelhandschriften enthalten etwa 130 Lieder (mit Melodien!); deren Themen: Oswalds Reiseabenteuer, Politik und Religiöses. Im Mittelpunkt aber stehen die Sinnenfreuden. Die stark betonte Erotik übernimmt teilweise noch die Tradition der Minnelyrik, jedoch auch Essen und Trinken kommen nicht zu kurz.
Obwohl Oswald sozusagen Weltreisender war, stellte er gerne in seinen Liedern Szenen dar, wie sie sich wohl auf den Almen seiner südtiroler Heimat immer wieder abspielten. Die Einbeziehung der bäuerlichen Welt in den Minnesang, die bei Neidhart ihren Anfang nahm, findet einen Höhepunkt bei Oswald, der sich im Gegensatz zu Neidhart aber nicht über die Bauern lustig machte.

Danza (Salterello)
In der berühmten Londoner Handschrift sind unter anderem vier verschiedene Salterelli aufgezeichnet. Im ungewohnten Klangbild der Gotischen Schnarrharfe erklingt einer dieser typisch italienischen Springtänze.

Das Kühhorn (Untarnslaf)
Vielleicht verbirgt sich hinter dem Pseudonym "Mönch von Salzburg" der Salzburger Erzbischof Pilgrim II. Es wäre nur allzu verständlich, hätte dieser nicht unter eigenem Namen geschrieben, handeln doch einige der über 100 Lieder, die in der Mondsee-Wiener Handschrift mit Melodien überliefert sind, von erotischen Begebenheiten.
In jedem Fall ist er, lange vor Mozart, der erste bedeutende Musiker Salzburgs.
Ein Mittagsschläfchen besonderer Art dient dem Mönch als Ausgangspunkt für seinen - vielleicht neidischen - Blick in die Liebesgewohnheiten anderer. Der als "arm" bezeichnete Knecht wird so zur Personifikation der eigenen Sehnsüchte.

Der Büttner
Gottfried entstammt einem schwäbischen Freiherrengeschlecht, dessen Burg auf dem Hohenneuffen lag. Wahrscheinlich schrieb er seine meist höfisch-raffinierten Lieder am Hofe König Heinrichs VII; das folgende schlägt allerdings einen ganz anderen Ton an.
Die Technik der doppeldeutigen Sprechweise ist auch heute ein fixer Bestandteil eines jeden Kabarettisten, jedoch bereits im Mittelalter verstanden sich die Dichter darauf. Nach dem Prinzip "Wer Schlechtes dabei denkt, ist selbst ein Lump" konnten Dinge in einer Direktheit ausgesprochen werden, ohne sie jemals gesagt zu haben.



Anmerkung:

Für die Texte und Melodien der mittelalterlichen Sänger sowie teilweise auch die Übersetzungen wurden die folgenden modernen Ausgaben verwendet:

S. Beyschlag / H. Brunner 1989 (Neidhart), H. Tervooren 1975 und M. Wehrli 1955 (Heinrich von Morungen), C. v. Kraus 1952 / 1978 (Schulmeister von Eßlingen, Ulrich von Lichtenstein, Gottfried von Neifen), P. Wapnewski 1962 / 1982 und P. Stapf 1955 (Walther von der Vogelweide), K. J. Schönmetzler 1979 und B. Wachinger 1964 / 1980 (Oswald von Wolkenstein), J. Heimrath / M. Korth / F. V. Spechtler 1980 (Mönch von Salzburg).

Für die Instrumentalstücke wurden verwendet:

J. Wolf 1919 (Ductia), J. T. Bokum 1976 (Trotto, Lamento und Rotta, Danza), A. Apel / A. T. Davison 1950 (Kalenda Maya), J. Wolf 1919 und J. Handschin 1929 (Oxford Dance).









2. - 10. Juli 1990
Domino Tonstudio (Mauerkirchen)

1990   |   Domino 901 642 (CD/MC)



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