1 - Vive Henry IV (Anonymus, 1580)
[1:42]
Sopran-, Alt-, Baßrauschpfeife, Renaissancepauke, Schellentrommel,
Klangstäbe, Cymbeln
2 - „Wach auf Keterlin” (Es Taget vor dem Walde) (Schedelsches
Liederbuch, 1461–1467) [2:39]
Psalter, Baß-Chalumeau, Tenorblockflöte, Traverso, Cymbeln
3 - Tilman SUSATO (um 1500–1563): Tausend Dukaten [1:35]
Sopran-, Alt-. Tenor-, Baßkrummhorn, Klangstäbe
4 - Daniel FRIDERICI (1584–1638): „Wir lieben sehr im Herzen”
[1:13]
Sopranino-, Sopran-, Alt-, Baßgemshorn
5 - John DOWLAND (1563–1626): „Fine Knacks for Ladies”
[2:23]
Countertenor, drei Baß Violen da Gamba
6 - Pierre SANDRIN (um 1300): Doulce memoire [3:14]
Vier Baß Violen da Gambe
7 - E Dame Jolie (Anonymus, um 1300) [3:52]
Spinettino, Renaissance-Tenor-, Sopranblockflöten, Psalter-(gezupft),
Glockenspiel
8 - Táncok (Anonymus, Ungarn, um 1400) [1:35]
Alt-Chalumeau, Crotales, Vasentrommeln
9 - Tilman SUSATO: Pavane sur la Battaglia [1:43]
Sopranino-, Sopran-, Tenorrauschpfeife, Schnurtrommeln, Schellentrommeln
10 - Orlando di LASSO (1532–1594): „Audite Nova” [1:37]
Countertenor, Alt-, Tenor-, Großbaßkrummhorn
11- Kemp's Jigg (Anonymus, um 1600) [1:18]
Renaissance-, Sopran-blockflöte, Baß-, Großbaßkrummhorn,
Garkleinblockflöte, Schlagwerk
12 - „Cuncti simus concanentes” LV 6 (Llibre Vermell, Montserrat,
1398) [1:25]
Dudelsack (Hümmelchen), Schlagwerk
13 - Ludwig SENFL (1486–1543): „Ach Elslein, liebes Elselein”
[3:07]
Countertenor, Spinettino, drei Baß Violen da Gamba
14 - Tobias HUME (1580–1645): An Almaine [5:07]
Zwei Baß Violen da Gamba
15 - Johann DEGEN (1628): „Ich weiss ein fein Lustgärtelein”
[1:52]
Countertenor, Renaissance-Sopran, Alt-, Tenor-, Baßblockflöte
16 - Giorgio MAINERIO (1545–1582): Putta Nera Ballo Furlano
[1:37]
Sopran-, Alt-, Tenor-, Baßgemshorn, Glockenspiel
17 - Canario (Anonymus, Salamanca, um 1500) [1:03]
Sopranschalmei, Alt-, Baßkrummhorn, Garkleinblockflöte, Schlagwerk
18 - „Verbum caro Factum est” (Cancionero de Uppsala, 1556)
[1:09]
Sopran-, Alt-, Tenor-, Baßpommer
19 - Stingo (Anonymus, Irland, um 1500) [2:08]
Renaissance-Sopraninoblockflöte, Spinettino, Baßgambe, Schlagwerk
20 - John DOWLAND: „Now, O now I needs must part”
[2:01]
Renaissance Blockflöten: Alt, Alt, Tenor, Baß
21 - Bamberger Stadtpfeifermarsch (Anonymus, Bamberg, um 1500)
[1:06]
Sopranino-, Sopran-, Tenorrauschpfeife, Renaissance-Pauken, Schlagwerk
Capella Antiqua Bambergensis
Wolfgang Spindler
Anke Flügel
Birgit Habedank
Norbert Rosiwal
Markus Sperlein
Andreas Spindler
Thomas Spindler
Wolfgang Spindler
E Dame Jolie
Unter dicken Steinplatten ruhen sie, das Schwert an
der Seite, in den Kirchen und Kreuzgängen des Abendlandes, in
verfallenen Burgruinen des fernen Morgenlandes: Die kühnen Ritter des
Mittelalters.
An ihrer Seite jene Frauen, deren Schönheit in tausend Gedichten der
Minnesänger die Phantasie der Hörer in den Himmel riß.
Friedlich auch jene anderen in Eisen gekleideten Wegelagerer und
Raufbolde, Räuber und Politiker der dreinschlagenden Faust.
Und mitten drin jene immer wieder neu aufblühende Hoffnung des
einfachen Volkes, Staunen und anbetungswürdiger Kniefall: Die
Königskinder.
Versunken sind ihre Wege, umgestürzt die dicksten Mauern, vergessen
ihre Schwüre oder Flüche, sagenhaft ihre Taten.
Aber schlägt unser Herz nicht schneller, wenn die alten Trommeln und
Pauken schlagen, wenn die süßen Flöten vom Zauber strahlender
Mädchenaugen erzählen, wenn das Schnarren der Krummhörner das Lachen
des Räubers ahnen läßt, der seine Beute bis aufs Hemd auszog und
heimschickte, streut unsere Einbildungskraft nicht Blumen auf den Weg
jener königlichen Braut, die ihr Vaterland verlassen muß und ihre
Musiker mitnimmt: Sie sollen von der Heimat erzählen, von der Mutter
und Burg, die Fideln sollen trösten, abends, wenn die Gedanken
heimgehen, aber die lauten Holzbläser dem unbekannten Bräutigam
begrüßen.
„Ein Stück Himmel auf Erden” – das war der Wunsch von jedem, ob Ritter,
Räuber, Königskind.
Ein Stück Himmel – schon auf dieser Erde? Nur mit dieser Gewißheit
konnte man die kurze Lebenszeit ertragen, zwischen Pest und Krieg,
Hunger und Gewalt.
Die Engel, welche die alten Altarbilder bevölkerten, zeigten es ihren
gläubigen Betrachtern: Musizieren auf Streichinstrumenten, das Blasen
der blechernen und hölzernen geraden und krummen Rohre, das Berühren
der Tasten von Organetto und Spinettino, das Schlagen vielfältigster
musikalischer Gebilde.
Die Musik, mit und ohne Worte, war die Brücke zum Himmel, Lob Gottes,
Begreifen der Schönheit des Menschen und seiner Welt. Erinnern an alte
Zeiten, Aufmunterung im jetzigen Leben. Kein Tag ohne Musik! Zum
Aufstehen, zur Arbeit, zum Feierabend.
Und erst recht zum Feiertag.
Kein Christ, der nicht fröhlich tanzen konnte, sogar in der Kirche –
angeführt von Bischof und Domkapitel, angeleitet und schriftlich
vermerkt von den Cantores; warum waren wohl die alten Sandsteinplatten
so ausgehöhlt? Und warum erlauben sich die alten Heiligenfiguren ein
jahrhundertealtes Lachen in der Kirche? Das waren sie, unsere
Vorfahren, voller Lust und Lebensfreude, voller Glauben und Zuversicht,
trotz Pest und Pocken.
Ein Stück vom Paradies: dort spricht man nur in Musik, also üben wir
schon einmal hier auf dieser Erde.
Mit den wundervollen Klängen der Instrumente dieser alten Zeiten – nur
sie erwecken den Geist und das Herz jener wieder zum Leben, die
eigentlich unter dicken Steinplatten ruhen.
Prof. Dr. Wolfgang Spindler
Die CAPELLA spielt auf den Instrumenten des Mittelalters und der
Renaissance wie:
Pommern, Gemshörner, Platerspiel, Krummhörner, Renaissance-Blockflöten,
Schalmeien, Rankett, Chalumeaux, Psalter, Cembalino, Duiciane,
Spinettino, Violen da Gamben, Traversflöten, Dudelsack, Hümmelchen,
Fideln, Portativ Schlagwerk...
Michael PRAETORIUS (1619):
1. Blockflöten (latinis Fistula)
„haben durch alle Stimmen in jedem Corpore sieben Löcher fornen, und
eins hinten.”
1. GroßBaßflöt
2. Baßflöt
3. BassetFlöt
4. TenorFlöt
5. AltFlöt
6. DiscantFlöt
7. Discantflöt
8. KleinFlöttlin
2. Racketten
„seynd gar kurtze Instrument. Aber weil inwendig die Röhre neunfechtig
sich umbwendet, so geben sie so ein tieffen Resonantz, als der größte
Pommert oder Doppel-Fagott.”
3. Viola da Gamba
„haben den Namen daher, daß sie zwischen den beyden Beinen gehalten
werden.
Gamba heist ein Bein, legambe die Beinen.”
4. Trummel
„ist jedermänniglichen bekannt und brauchet daher kein Wort verloren
werden.”
5. Pommern / Bombart
„haben ihren Namen ohn allen zweiffel a bombo, vom Summen und Brummen.
Allein der oberste Discant, wird Schalmey, von dem Kaken so es von sich
gibt, gleich einer Gans genennet.”
6. Schryari
„auf deutsch Schreyerpfeiffen seynd starck und frisch am Laut.”
7. Krumbhörner
„haben oben sonderliche Capsulen und geben nicht mehr Stimmen, als sie
Löcher und Schlüssel haben.”
8. Kortholt oder Kurtzpfeiff
9. Die Bawren = und umblauffende Weiber-Leyer
„Die Sayten seynd aus Därmen gemachtet. Und muß alles wol geübet seyn und wolgehöret, damit nicht die Perlen
für die Säue geworfen würden.”
März 1991
Kaisersaal zu Kloster Banz
1991 | C.A.B. Records CAB-04
1992 | Koch Schwann 3-1037-2
capella-antiqua.de
medieval.org
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